Erinnerungsorte der extremen Rechten

Die größten extrem rechten Demonstrationen nach 1945, etwa die Proteste gegen die „Wehrmachtausstellung“ oder die Rudolf-Heß-Märsche, beschäftigten sich allesamt mit geschichtspolitischen Themen. Auch jenseits dieser Groß­events nimmt der historische Rückbezug eine zentrale Stellung für die extreme Rechte ein, wie der neue Sammelband herausstellt.

Dieser versteht unter „Erinnerungsorten“ nicht nur physische Orte, sondern ebenso Jahrestage oder Personen, um die sich rechte Mythen und Geschichtsnarrative ranken. In den zwölf Kapiteln, denen ein Aufsatz zur Bedeutung von Geschichtspolitik in der extremen Rechten vorangestellt ist, beschäftigt sich der Band mit solch verschiedenartigen Erinnerungsorten wie dem Germanen-Mythos, der „Konservativen Revolution“ oder dem bereits in der Weimarer Republik zum Symbol für den „Kampf um Deutschland“ entwickelten Annaberg-Mythos. Weitere Kapitel thematisieren die Verherrlichung von SS und Wehrmacht, den Heldenmythos um Rudolf Heß und den 1. Mai als „Tag der Nationalen Arbeit“. Auch deutsche Opfermythen werden anhand alliierter Kriegsgefangenenlager, des Luftkriegs und des 8. Mai analysiert. Der schwierigen Frage, inwieweit KZ-Gedenkstätten als Erinnerungsorte der extremen Rechten gelten können, widmet sich ein Kapitel am Beispiel von Sachsenhausen. Leider haben nationalistische Denkmäler wie das Völkerschlacht-Denkmal in Leipzig oder das Hermanns-Denkmal bei Detmold trotz ihrer Bedeutung als Symbolorte der extremen Rechten keinen eigenen Artikel erhalten.

Der Sammelband zeigt jedoch eindrücklich, welche zentrale Rolle „Geschichte“ für die extreme Rechte spielt.

Martin Langebach, Michael Sturm (Hrsg) Erinnerungsorte der extremen Rechten Springer VS, Wiesbaden 2014 303 Seiten, 39,99 Euro ISBN: 978-3-658-00130-8