„Mit den Juden muss Schluss gemacht werden“

Vor 75 Jahren begann die „Aktion Reinhardt“

Die Flucht von Franz Stangl endete am 23. Juni 1967 auf dem Düsseldorfer Flughafen, wo ihn die Polizei bereits mit einem Haftbefehl erwartete. Der 59 Jährige wurde beschuldigt, als Kommandant der Vernichtungslager Treblinka und Sobibor in den Jahren 1942/1943 maßgeblich an der, systematischen Ermordung von Hunderttausenden Jüdinnen und Juden im besetzten Polen unter dem Tarnnamen „Aktion Reinhardt“ beteiligt gewesen zu sein.

Die Flucht von Franz Stangl endete am 23. Juni 1967 auf dem Düsseldorfer Flughafen, wo ihn die Polizei bereits mit einem Haftbefehl erwartete. Der 59 Jährige wurde beschuldigt, als Kommandant der Vernichtungslager Treblinka und Sobibor in den Jahren 1942/1943 maßgeblich an der, systematischen Ermordung von Hunderttausenden Jüdinnen und Juden im besetzten Polen unter dem Tarnnamen „Aktion Reinhardt“ beteiligt gewesen zu sein.

Vier Monate zuvor war Franz Stangl von der brasilianischen Polizei in Sao Paulo festgenommen worden. Dort hatte er als Automechaniker bei „Volkswagen do Brasil“ zusammen mit seiner Familie seit 1951 ein unscheinbares Leben geführt. In der Hauptverhandlung vor dem Düsseldorfer Landgericht versuchte der vormaligen SS-Hauptsturmführer seine eigene Rolle im Rahmen der NS-Vernichtungspolitik herunterzuspielen. Er sei als Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka lediglich ein „kleiner Mann“ gewesen, dessen Aufgabe in erster Linie darin bestanden habe, die den Opfern abgenommenen Wertgegenstände zu sortieren. Landgerichtsrat Meven folgte dieser Argumentation nicht. Im Dezember 1970 wurde Franz Stangl wegen gemeinschaftlichen Mordes an mindestens 400.000 Jüdinnen und Juden zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

„Kern des Holocaust“

Den zwischen März 1942 und Oktober 1943 im Generalgouvernement durchgeführten Mordaktionen der „Aktion Reinhardt“, die der Historiker Stephan Lehnstaedt als „Kern des Holocaust“ bezeichnet, fielen mindestens 1,75 Millionen Jüdinnen und Juden zum Opfer. Die „Aktion Reinhardt“ könne daher, als die „größte logistische Leistung der Nationalsozialsten bei der Durchführung der ‚Endlösung‘“ (Christopher Browning) gelten. Der Massenmord vollzog sich jedoch keineswegs entpersonalisiert in den häufig als „Todesfabriken“ bezeichneten Vernichtungslagern. Vielmehr waren die im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ begangenen Verbrechen durch Eigeninitiative, Experimentierfreudigkeit und Improvisationsvermögen der TäterInnen gekennzeichnet, die sich nicht nur aus dem SS-Uniformen tragenden Personal der Vernichtungslager rekrutierten, sondern ebenso aus der Ordnungspolizei, der Zivilverwaltung des Generalgouvernements, der Reichsbahn und dem volksdeutschen „Sonderdienst“ stammten.

Volkstumspolitische Ziel- setzungen und „Endlösung“

Wichtige Impulse für die „Aktion Reinhardt“ scheinen vor allem von dezentralen Initiativen aus dem Generalgouvernement selbst ausgegangen zu sein, die von der Führung des NS-Regimes grundsätzlich gebilligt und gefördert wurden. Eine entscheidende Rolle spielte Odilo Globocnik, der seit November 1939 als SS- und Polizeiführer (SSPF) im Distrikt Lublin amtierte. Der fanatische Nationalsozialist verfolgte volkstumspolitische Ziele, die vorsahen, die Region um Lublin als ausschließlich deutsches Siedlungsgebiet zu deklarieren — um den Preis der „Entsiedelung“ der polnischen und vor allem jüdischen Bevölkerung. In Heinrich Himmler, dem „Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei“ fand der vormalige Gauleiter von Wien einen nicht minder fanatischen Unterstützer.

Indessen blieb bis zum Spätsommer 1941 die Bedeutung des Begriffs „Entsiedelung“ unbestimmt, obgleich dessen mörderische Intentionen bereits unverkennbar waren. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 und der irrigen Annahme, den Feldzug innerhalb weniger Wochen siegreich zu beenden, gewannen Überlegungen an Bedeutung, nicht nur die ursprünglich im Generalgouvernement lebende jüdische Bevölkerung, sondern auch die dorthin deportierten Jüdinnen und Juden aus dem Reichsgebiet in unwirtliche Gegenden des „Ostens“ zu transportieren, wo sie in einer lebensfeindlichen Umwelt zugrunde gehen sollten. Als der deutsche Vormarsch in der Sowjetunion ins Stocken geriet, zerschlugen sich diese Pläne.

Nunmehr verknüpfte sich mit dem Topos „Endlösung der Judenfrage“ zunehmend die Absicht, die jüdische Bevölkerung systematisch zu ermorden. Am 13. Oktober 1941 beauftragte Heinrich Himmler schließlich Globocnik damit, die jüdische Bevölkerung im Distrikt Lublin zu beseitigen. Zwei Monate später verkündete Hans Frank, vor Mitgliedern der von ihm geführten Regierung des Generalgouvernements: „Mit den Juden, das will ich Ihnen ganz offen sagen — muss so oder so Schluss gemacht werden.“ Insgesamt lässt sich der Entschluss zum Massenmord auf dem Gebiet des Generalgouvernements, der schließlich als „Aktion Reinhardt“ bezeichnet wurde, als stufenweisen Prozess verstehen, der durch mehrere, ineinandergreifende Entwicklungen gekennzeichnet war.

Das Netzwerk der Täter

Eine zentrale Rolle in Globocniks Planungen spielte von Beginn an die Errichtung von Vernichtungslagern mit stationären Gaskammern. Für den Aufbau und den Betrieb dieser Mordstätten rekrutierte Globocnik eine Kerngruppe von rund 120 Männern, die sich bereits in einem anderen Bereich nationalsozialistischer Vernichtungspolitik auf zweifelhafte Weise bewährt hatten. Sie waren in den sechs „Euthanasie“-Anstalten tätig gewesen, in denen seit Januar 1940 mindestens 120.000 Patienten und Pflegebedürftige meist durch Kohlenmonoxid getötet worden waren.

Nachdem im August 1941, nicht zuletzt kirchliche Proteste zu einer vorläufigen Beendigung des als „Aktion T4“ bezeichneten Mordprogramms geführt hatten, konnten sich die von der Historikerin Sara Berger als „Experten der Vernichtung“ bezeichneten Männer der „Aktion Reinhardt“ zuwenden. Unter ihnen befand sich auch Franz Stangl. Bevor er im Frühjahr 1942 zunächst zum Kommandanten des Vernichtungslagers Sobibor avancierte und ein halbes Jahr später die Leitung von Treblinka übernahm, hatte er als Verwaltungsleiter der „Euthanasie“-Anstalten in Hartheim und Bernburg fungiert. Sein Nachfolger als Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka, der aus Düsseldorf stammende Kurt Franz, war zwischen 1939 und 1942 in den „T4“-Tötungszentren in Grafeneck, Brandenburg, Hartheim und Sonnenstein eingesetzt. Auch August Miete, aus dem münsterländischen Westerkappeln hatte, bevor er als SS-Unterscharführer seinen Dienst in Treblinka antrat, in Grafeneck und Hadamar gearbeitet.

Die Täter bildeten, somit, wie Stefan Lehnstaedt resümiert, „ein eingespieltes Team“, das im Wesentlichen auch das Personal der Vernichtungslager stellte — unterstützt von insgesamt mehreren tausend „Hilfswilligen“, so genannten ‚Trawnikis‘ die in den Kriegsgefangenenlagern der Wehrmacht vorwiegend unter ukrainisch-stämmigen bzw. baltischen Rotarmisten rekrutiert worden waren.

Als erstes der insgesamt drei Tötungszentren der „Aktion Reinhardt“ ging im März 1942 das direkt an der Eisenbahnstrecke Lublin-Lemberg errichtete Vernichtungslager Belzec in Betrieb. Nur kurze Zeit später wurde das ebenfalls in unmittelbar an einer Bahnstrecke angrenzende, allerdings in einem abgeschiedenen Sumpfgebiet gelegene Lager Sobibor eröffnet. Im Sommer 1942 folgte schließlich Treblinka, rund 80 Kilometer nordöstlich von Warschau.

„Gaskammern mit Gleisanschluss“

Belzec, Sobibor und Treblinka gehörten organisatorisch nicht zu dem von der SS verwalteten System der Konzentrationslager. Alle drei Vernichtungslager wiesen eine ähnliche Struktur auf, die auf die zeitnahe und möglichst effiziente Ermordung der in Güterwagons eintreffenden Deportierten ausgerichtet war. Sie fungierten vielmehr als „Gaskammern mit Gleisanschluss“ (Lehnstaedt). Von einer als Bahnstation getarnten Rampe wurden die Deportierten aus den Eisenbahnwagons direkt in das Lager getrieben, dessen Zäune mit Tannenzweigen getarnt waren. Auf einem Platz mussten sich die Opfer vollständig entkleiden und ihre Habseligkeiten abgeben. Den Frauen wurden, bevor sie den Weg in die Gaskammern antreten mussten, die Haare geschoren, während die Männer sofort über einen schmalen, in Sobibor zynisch als „Himmelfahrtsstraße“ bezeichneten Pfad, direkt zu den von außen nicht als solche erkennbaren Gaskammern geführt wurden. Baracken zur längerfristigen Unterbringung von Häftlingen gab es nur für diejenigen jüdischen Häftlinge, die aus den ankommenden Transporten ausgewählt worden waren, um Kleidung und Wertgegenstände zu sortieren und im Anschluss an die Ermordung der Übrigen in größter Eile die Leichen aus den Gaskammern zu zerren, die schließlich in einem unmittelbar angrenzenden Areal in Massengräbern verscharrt oder verbrannt wurden. Diese jüdischen „Sonderkommandos“ wurden zunächst ebenfalls zeitnah ermordet, doch die „Experten der Vernichtung“ waren ständig bemüht, die Leistungsfähigkeit der Tötungsstätten zu erhöhen. Zu ihren Maßnahmen zählten die Verstetigung der „Sonderkommandos“ aber auch der Ausbau der Kapazitäten der Vernichtungslager. In Belzec und Sobibor wurden beispielsweise bereits nach wenigen Wochen die ursprünglich errichteten Gaskammern durch größere Gebäude ersetzt, die bis zu 1.500 Menschen fassen konnten. Das Mordprogramm lief jedoch keineswegs reibungslos. Die Beseitigung der Leichen stellte für die SS die größte Herausforderung dar. Im Juli und August 1942 trafen allein in Treblinka täglich bis zu 10.000 Menschen ein, die noch am selben Tag ermordet werden sollten. In dieser Zeit war das Lagergelände übersät mit Leichen, der überforderte Kommandant Irmfried Eberl wurde abgesetzt und durch Franz Stangl ersetzt, der die Reorganisation des Vernichtungslagers in Angriff nahm.

Unterbrochen wurde das Morden durch Häftlingsaufstände. In Treblinka revoltierten am 2. August 1943 mehrere hundert jüdische Häftlinge. Sie setzten einige Baracken in Brand. Die Wachmannschaften, vor allem die ‚Trawnikis‘, eröffneten das Feuer. Gleichwohl gelang bis zu 250 Häftlingen die Flucht. Bereits zwei Wochen nach dem Aufstand nahm das Vernichtungslager jedoch seinen Betrieb wieder auf. In Sobibor hingegen beendete der Aufstand vom 14. Oktober 1943 das systematische Morden an diesem Ort. Dort hatte eine Widerstandsgruppe, gebildet innerhalb eines der „Sonderkommandos“, in einer akribisch geplanten Aktion mehrere SS-Männer in verschiedenen Baracken in einen Hinterhalt gelockt und getötet. Bei dem anschließenden Versuch mehrerer hundert Häftlinge aus dem Lager zu entkommen, schossen SS und Trawnikis wahllos in die Menge. Zahlreiche Fliehende kamen zudem in den Minenfeldern rund um das Lagergelände ums Leben. Letztendlich konnten 200 Häftlinge entkommen, wobei allerdings nur 47 von ihnen die NS-Zeit überlebten.

Das Ende der „Aktion Reinhardt“

Der Aufstand in Sobibor markiert gleichsam das Ende der „Aktion Reinhardt“, auch wenn er hierfür nicht ursächlich war. Aus der Sicht Heinrich Himmlers hatte die „Aktion Reinhardt“ ihren Zweck erfüllt, der größte Teil der jüdischen Bevölkerung im Generalgouvernement war ermordet worden. Odilo Globocnik, Christian Wirth, Inspekteur der drei Vernichtungslager, Franz Stangl und zahlreiche weitere Protagonisten der aus der „Aktion T4“ stammenden Kerntruppe der „Aktion Reinhardt“ hatten das besetzte Polen bereits verlassen. Sie waren zur „Partisanenbekämpfung“ ins „Adriatische Küstenland“ abkommandiert worden.

Der Massenmord im „Generalgouvernement“ fand jedoch auch ohne diese „Experten der Vernichtung“ einen letzten traurigen Höhepunkt. Anfang November 1943 wurden innerhalb von drei Tagen durch Angehörige mehrerer Polizei- und Gendarmeriebataillone im Rahmen der „Aktion Erntefest“ rund 42.000 von insgesamt 50.000 jüdischen ZwangsarbeiterInnen erschossen. Mit Massenerschießungen hatte die deutsche Ordnungspolizei in den Jahren zuvor bereits umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Die „ganz normalen Männer“ (Christopher Browning) der unterschiedlichen Polizeiverbände, trugen erheblich dazu bei, dass der Holocaust in Polen derartige Dimensionen annahm. Es waren Polizisten, die die Deportationszüge bewachten, brutale Ghettoräumungen durchführten und nicht zuletzt für zahllose Massaker und Massenerschießungen, die zynisch als „örtliche Aussiedlung“ bezeichnet wurden, verantwortlich waren.

Die Bilanz der „Aktion Reinhardt“ fällt erschütternd aus. In Belzec wurden schätzungsweise 470.000 Menschen ermordet, in Sobibor 180.000, in Treblinka mindestens 870.000. Hinzu kommen die Opfer der Ghettoräumungen und Massenerschießungen durch die Ordnungspolizei, deren Zahl zwischen 300.000 und 350.000 liegen dürfte. Der überwiegende Teil der Ermordeten stammte aus dem besetzten Polen. 33.000 Jüdinnen und Juden waren aus den Niederlanden in die Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ deportiert worden, 20.000 aus der vormaligen Tschechoslowakei, 6.000 aus Griechenland, 5.000 aus dem Deutschen Reich und 4.000 aus Frankreich.

Die „Aktion Reinhardt“ war jedoch nicht nur ein beispielloser Massenmord, sondern auch ein gigantischer Raubzug. Obwohl Habgier nicht das zentrale Motiv des präzedenzlosen Verbrechens war, wurden riesige Mengen an Bekleidung und Wertgegenständen in den Lagerhallen am Alten Flugplatz in Lublin zusammengetragen, um von dort aus weiter ins Reich transportiert und verwertet zu werden. Zum Chef der „Werterfassung“ der „Aktion Reinhardt“ avancierte Georg Wippern, ein enger Mitarbeiter von Odilo Globocnik, der nicht ohne Stolz die erbeutete Summe schließlich auf 178 Millionen Reichsmark bezifferte.

Juristische Aufarbeitung

Vor Gerichten mussten sich in der Bundesrepublik nur wenige Täter verantworten. Insgesamt waren 150 Personen den deutschen Ermittlungsbehörden als Tatverdächtige im Zusammenhang mit der „Aktion Reinhardt“ bekannt. 40 von ihnen waren jedoch nach 1945 nicht mehr am Leben, unter ihnen auch Odilo Globocnik und Christian Wirth. Die Hälfte der 110 verbliebenen Personen blieb angeblich unauffindbar. Von den restlichen Tatverdächtigen mussten sich schließlich 28 Personen vor Gericht verantworten. Die größten Schwierigkeiten ergaben sich in diesem Kontext aus dem Umstand, dass häufig keine oder nur wenige Zeugen zur Verfügung standen, da kaum ein Opfer die Vernichtungslager überlebt hatte. Im Verfahren gegen acht vormalige Angehörige des Lagerpersonals in Belzec entschied das Landgericht München im Januar 1965 in sieben Fällen auf Freispruch wegen angeblichen „Befehlsnotstands“. Ein fraglos skandalöses Urteil. Vor dem Landgericht Hagen begann im Jahr 1966 der Prozess gegen elf Aufseher aus Sobibor, von denen fünf wegen „Putativnotstand“ - einem lediglich angenommenen „Befehlsnotstand“ - freigesprochen wurden. Fünf Angeklagte erhielten Freiheitsstrafen zwischen fünf und acht Jahren. Karl Frenzel, Kommandant des Häftlingslagers von Sobibor wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

„Lebenslang“ wegen „gemeinschaftlichen Mordes an mindestens 300.000 Menschen und wegen Mordes in 35 Fällen an mindestens 139 Personen“ lautete auch das Urteil des Landgerichts Düsseldorf vom Januar 1965 gegen Kurt Franz, den letzten Kommandanten von Treblinka. Seit 1949 hatte Franz unter seinem richtigen Namen in Düsseldorf als Koch gearbeitet. 1959 wurde er festgenommen. In seiner Wohnung fand die Polizei ein Fotoalbum mit einigen Bildern aus Treblinka und der Aufschrift „Schöne Zeiten“. Einsicht oder Reue zeigte Franz zu keinem Zeitpunkt. Ähnlich uneinsichtig gab sich Franz Stangl, als er am 22. Dezember 1970 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde: „Der Herrgott kennt mich, und mein Gewissen verurteilt mich nicht.“ Weitgehend unbehelligt von der Justiz blieb indessen Georg Wippern, der im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ für die Sortierung, Verarbeitung und Weiterleitung des von den jüdischen Opfern erbeuteten Vermögens zuständig gewesen war. Ermittlungen gegen ihn verliefen zu Beginn der 1960er Jahre im Sande. Im öffentlichen Dienst konnte er als Verwaltungsbeamter seine Karriere in der Bundesrepublik fortführen. Er starb im Frühjahr 1993 in Bonn.

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