Im März 2012 zeigte sich, dass Schönborn und die ihn umgebenden Neonazis dennoch nicht ungefährlich sind. Die Polizei fand neben der Leiche des an Herzversagen verstorbenen Neonazis und politischen Weggefährten Schönborns Jörg Lange scharfe Waffen, beispielsweise ein halbautomatisches Gewehr mit Zielfernrohr und mehr als 300 Schuss Munition. Ein „Kamerad“ aus NF-Zeiten, Jan Gallasch, hatte den Toten gefunden. Offensichtlich hatte Schönborn zumindest zu einzelnen der „alten Kämpfer“ noch Kontakt.
„Namhafte Experten sagen: Die erinnern an den Nationalsozialistischen Untergrund“, heißt es in der Sendung von Report Mainz am 5. Februar 2013. Man habe eine „bislang unbekannte Neo-Nazi-Organisation“ aufgedeckt. Dass diese zu ihren Treffen und Veranstaltungen offen im Internet einlädt, wurde hierbei nicht erwähnt.
Auch wenn niemand bezweifelt, dass Schönborn und auch Teile seiner AnhängerInnen brandgefährlich sind – Lange beispielsweise war ein ehemaliger Söldner, der im Jugoslawienkrieg kämpfte – für eine Analyse der Organisation Neue Ordnung reicht das nicht. Niemand fragte hier nach Strukturen, Verbindungen und Aktivitäten. Forderungen waren dennoch schnell gestellt. „Ich halte diese Organisation, nach allem, was ich bisher gelesen habe für verbotswürdig“, ließ Sebastian Edathy (SPD), immerhin Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses, verlauten. Wolfgang Wieland von den Grünen, Obmann im NSU-Untersuchungsausschuss mochte da nicht nachstehen und forderte, die „Neue Ordnung [zu] verbieten“. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft laut Medienberichten nach dem Terrorismusparagrafen 129a gegen die NO.
Vergleicht man das, was über die Treffen, Aktivitäten und Strukturen der Neuen Ordnung bekannt ist, so erscheint ein etwas anderes Bild. Einerseits das eines kleinen Personenzusammenhangs überzeugter Neonazis, die bestrebt sind, irgendwie den Kampf gegen „das System“ aufzunehmen, auch bewaffnet. Andererseits das eines abgehalfterten ehemaligen militanten Kaders des Neonazismus, der beim Versuch, wieder eine Organisation aufzubauen, eher hilflos nach jedem Strohhalm beziehungsweise nach jedem potenziellen Anhänger greift und jedes Irrlicht aufnimmt. Zwei Bilder, die sich nicht unbedingt widersprechen und die keineswegs Entwarnung bedeuten müssen. Wenn die Berliner Zeitung jedoch entrüstet feststellt, dass Lange mit Schönborn und anderen Kameraden ein Zentrum für Kampfsport, Gesundheit, Seminare und Tagungen mit Unterkünften und Veranstaltungsräumen plante, stellt sich doch die Frage der politischen und organisatorischen Analyse. Dass Neonazis immer eine Nähe zur Gewalt und letztendlich auch zum Terrorismus haben, liegt in ihrer Ideologie begründet. Zum Glück verfügen aber die wenigsten von ihnen über die Möglichkeiten und Kompetenzen, als „neuer NSU“ aktiv zu werden. Die Berliner Zeitung schreibt: „Elektrisiert hat die Ermittler, dass in dem gesuchten Schulungsobjekt auch Kampfsport betrieben werden sollte.“ Dies verdeutlicht zum einen, wie schwach hier analytische Kompetenzen ausgebildet sind, und zum anderen, wie der Neonazismus als Sau durchs Dorf getrieben wird, wenn er eine höhere Auflage verspricht. Mit gesellschaftlicher Verantwortung und inhaltlicher Analyse hat das wenig zu tun. Eher damit, dass sich Staat und nicht wenige PolitikerInnen als wachsam, kompetent und handlungsfähig darstellen wollen. Betrachtet man Waffenfunde bei Kadern wichtiger Organisationen des Neonazismus, wie beispielsweise bei Thorsten Heise, so sollte man den Fokus auf anderen Organisationen und Personen vermuten.