Artikel von Johannes Hartwig

„Gemessen am Bevölkerungsanteil waren Jüdinnen und Juden im ausgehenden 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts überproportional in den revolutionären und reformistischen Bewegungen aktiv“, schreiben die Herausgeber in der Einleitung des ersten Bandes der bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) erscheinenden Publikationsreihe zum „Wirken von Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken“. Damit widmet sich die RLS einem Teil linker Geschichte, der lange Zeit trotz der „einstmals so intensive[n] […] Verbindung von jüdischen und nicht-jüdischen Linken“ kaum thematisiert wurde.

Das Wissen um die Dimensionen des deutschen Vernichtungskriegs in Osteuropa ist in der deutschen Gesellschaft bis heute gering. Zusammen mit Studierenden haben die Osteuropa-Historiker_innen Franziska Davies und Katja Makhotina Erinnerungsorte mit Bezug zum Zweiten Weltkrieg besucht. Die dabei gesammelten Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit den Orten haben sie in dem im Frühjahr 2022 erschienenen Band zusammengefasst.

Im Gespräch mit dem Netzwerk „Polylux“

Es gibt ihn, den anständigen Antifaschismus in Ostdeutschland. Um linke, antifaschistische und emanzipatorische Initiativen und Projekte in den ländlichen Regionen zu unterstützen, hat sich im Sommer 2018 das Netzwerk „Polylux“ gründet. Mit Mxx und Jaša sprachen wir über den Support und die Herausforderungen antifaschistischer Arbeit in Ostdeutschland.

Zwischen 1933 und 1935 waren in den Grenzregionen der Sächsischen Schweiz und des Osterzgebirges zur Tschechoslowakei mehrere Gruppen aus dem Bergsportmilieu im antifaschistischen Widerstand aktiv. Sie schmuggelten illegale Literatur und Flugblätter aus der Tschechoslowakei ins deutsche Reich und führten in die andere Richtung von den Nazis verfolgte Personen auf der Flucht über die Grenze.

Die 2021 erschienene Graphic Novel über das Leben von Beate Klarsfeld und Serge Klarsfeld beginnt mit der wohl bekanntesten Ohrfeige in der Geschichte der BRD. Am 7. November 1968 ohrfeigte Beate Klarsfeld in Berlin den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, um dessen NS-Vergangenheit zu skandalisieren.

Gedenkveranstaltungen und Aufmärsche zu Ehren von NS-Kollaborateuren in Ost- und Südosteuropa

Gedenkveranstaltungen und Aufmärsche zur Erinnerung an NS-Kollaborateur_innen sind mit ihren Opfermythen wichtige Kristallisationspunkte für die extreme Rechte in ganz Europa geworden. Zahlreiche Kollaborateur_innen überwinterten im Kalten Krieg in der Bundesrepublik; manche beteiligten sich ab 1990 am Wiederaufbau der extremen Rechten in ihren Herkunftsländern.

Interview mit Magdalena Marsovszky

Das faschistische Horthy-Regime wird nicht nur von der extremen Rechten in Ungarn verehrt. Die Glorifizierung der Horthy-Zeit und die Relativierung der ungarischen Beteiligung an der Shoa ist in Ungarn weit verbreitet. Die Kulturwissenschaftlerin Magdalena Marsovszky arbeitet seit vielen Jahren zu den Themen Antisemitismus, Antiziganismus und völkisches Denken in Ungarn. Mit ihr sprachen wir über den Geschichtsrevisionismus in der ungarischen Gesellschaft.

Seit Jahrzehnten warnen Antifaschist*innen vor den tödlichen Folgen rechter Hetze und Gewalt. Immer wieder wird dabei auf die Diskrepanz zwischen der Zahl der staatlicherseits anerkannten Todesopfer rechter Gewalt und der Zahl der von Journalist*innen und antifaschistischen Initiativen recherchierten Todesopfer hingewiesen. Doch eher selten wird die Geschichte der Menschen, die sich hinter diesen Zahlen verbergen, erzählt, bekommen die Opfer einen Namen und ein Gesicht.

Zur Konjunktur eines rechten Begriffs

Seitdem die damalige AfD-Vorsitzende Frauke Petry im September 2016 davon sprach‚ dass man daran arbeiten müsse, dass der Begriff „völkisch“ „wieder positiv besetzt“ werde, hat dieser in der Auseinandersetzung mit der extremen Rechten Konjunktur. Die Beschäftigung mit den „Völkischen“ sollte aber eigentlich einen Teil der extremen Rechten jenseits von „Kameradschaften“, Parteien, Straßengewalt und Demonstrationen in den Fokus rücken, der außerhalb eines Fachdiskurses kaum wahrgenommen wird. Stattdessen wird der Begriff nahezu willkürlich für unterschiedlichste Erscheinungsformen der extremen Rechten verwendet.

Ibrahim Arslan, Überlebender des rassistischen Brandanschlags in Mölln 1992, spricht 2018 bei der Gedenkfeier zum 73. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen Jugendkonzentrationslagers und späteren Vernichtungsortes Uckermark.
Überlegungen zu emanzipatorischen Perspektiven antifaschistischer und rassismuskritischer Gedächtnispolitiken

„Nichts und niemand ist vergessen!“? Die Erinnerung an die Opfer des NS ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil eines antifaschistischen Politikverständnisses. Auch das Gedenken an die Opfer rechter und rassistischer Gewalt hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigen Bestandteil antifaschistischer Arbeit entwickelt.