Artikel von Tobias Hoff

Foto: Marco Kemp
Alexander Karnath (Bildmitte mit TS-Jacke) beim Trauermarsch für Borchardt am 9.10.2021 in Dortmund
Das Projekt „Rock Hate“

Unter dem Namen „Rock Hate“ haben sich seit Sommer 2019 verschiedene neonazistische Medienformate herausgebildet. Ob „Telegram“-Kanal und -Chat, Podcast oder Print-Magazin, hier findet sich alles rund um „Musik, Politik und Widerstand“. Hinter dem Projekt verbirgt sich mit Alexander Karnath ein alter Bekannter der nordrhein-westfälischen Neonazi- und RechtsRock-Szene.

Der „Tag der Ehre“ in Budapest

Jedes Jahr findet ein neonazistisches Spektakel in der ungarischen Hauptstadt Budapest statt. Rund um den sogenannten „Tag der Ehre“ wird ein ganzes Potpourri neonazistischer Erlebniswelten geboten: Neben Aufmarsch, uniformiertem Heldengedenken und RechtsRock- Konzert ist es insbesondere der Leistungsmarsch „Ausbruch 60“, der eine hohe Anziehungskraft besitzt. Auch für die deutsche Neonazi-Szene, die seit vielen Jahren nach Budapest pilgert.

Foto: Pixelarchiv
„Der III. Weg“ und Kampfsport

 Seit geraumer Zeit wird auf die zunehmende Bedeutung von Kampfsport für die extreme Rechte und die Herausbildung einer neonazistischen Kampfsport-Szene hingewiesen. Fester Bestandteil dieser Szene ist die Kleinstpartei „Der III. Weg“ mit ihrer Arbeitsgruppe „Körper & Geist“. Strukturen und Kämpfer der AG finden sich auch in der Grenzregion Siegerland (NRW)/Westerwald (RLP).

Geschäftswelten des Bernd Krick zwischen RechtsRock und Hardcore-Punk

Das „Live at CBGB“-Album der US-Hardcore-Heroen „Agnostic Front“ als limitierte Vinyl-Version, eine Picture-LP der New Yorker Band „Sick Of It All“ und weitere Tonträger haben eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit: Sie erscheinen auf dem Label „Street Justice Records“.Was sich nach links-alternativer Szene anhört, wird allerdings von dem Sauerländer Neonazi Bernd Krick produziert und vertrieben, der eine lange Geschichte in der extremen Rechten vorzuweisen hat und auch hinter dem rechten Musik-Label „German Oi! Records“ steckt.

Die RechtsRock-Band „Kotten“ aus Solingen

Die 2014 gegründete Band „Kotten“ aus Solingen gehört sicherlich nicht zu den Stars des RechtsRock. Ein Blick auf ihre Aktivitäten offenbart jedoch Überraschendes: ein Auftritt in Brasilien, enge Verbindungen zur bayrischen Neonazi-Organisation „Voice of Anger“ und Konzerte mit bekannten Bands des RechtsRock.

Bekannt ist die Agentur für soziale Perspektiven (ASP) durch die Herausgabe der „Versteckspiel“-Broschüre, in der ständig aktualisiert über Symbole, Codes und Lifestyle der extremen Rechten informiert wird. Mit „Grauzonen — Rechte jugendliche Lebenswelten“ widmete sich in den letzten Jahren darüber hinaus ein ASP-Projekt mit den inhaltlichen und strukturellen Schnittstellen zwischen extrem rechten, rechten und vermeintlich unpolitischen Szenen und Milieus.

Foto: Recherche Nord
Malte Redeker und Alexander Deptolla
Neonazis und Kampfsport

In den letzten Jahren hat sich innerhalb der extremen Rechten eine eigenständige international vernetzte Kampfsport-Szene mit eigenen Marken, Veranstaltungen und Strukturen herausgebildet. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Netzwerk, das sich rund um das Event „Kampf der Nibelungen“ (KdN) gebildet hat.

Foto: Belltower News
"Division Germania" in Themar. Links: Bandleader Andreas Koroschetz.
RechtsRock aus NRW beim „Sturm auf Themar“

Am 15. Juli 2017 fand in Themar (Thüringen) eines der größten RechtsRock-Konzerte in der Bundesrepublik statt. Unter dem Motto „Rock gegen Überfremdung II“ kamen spektrenübergreifend rund 6.000 Neonazis zusammen. RechtsRock-Protagonisten aus NRW spielten bei dem Event eine wichtige Rolle.

Grenzüberschreitende Kooperationen der deutschen Neonazi-Szene

Verschiedene Spektren der extremen Rechten arbeiten grenzüberschreitend in Europa zusammen, sei es auf Parteienebene im Europaparlament oder im subkulturellen Bereich in der RechtsRock-Szene. Auch Neonazi-Strukturen wie „Die Rechte“ und „Der III. Weg“ aus Deutschland pflegen Kontakte ins europäische Ausland.

Foto: M. Bialek
Zwischen Hpüfburg und Bierbank: Martin Böhne von "Sturmwehr" beim "Thüringentag der nationalen Jugend" 2016.
Die RechtsRock-Szene zwischen Stagnation und Professionalisierung

RechtsRock gilt als eines der wichtigsten Ausdrucks- und Kommunikationsmittel der extremen Rechten in „jungen Jahren“. Welche Bedeutung hat die Musik aktuell noch für die neonazistische Szene? In diesem Artikel werden einige Schlaglichter auf den derzeitigen Zustand der RechtsRock-Szene geworfen und insbesondere das Geschehen in NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz unter die Lupe genommen.