Bergheim – Vollmundig hatte die NPD im Rhein-Erft-Kreis ihren Wahlantritt angekündigt. Und mit dem Pulheimer Neonazi Axel Reitz präsentierte sie provokativ einen Landratskandidaten, der angesichts seines Bekenntnisses zum Nazismus und seines Vorstrafenregisters immerhin für die eine oder andere Schlagzeile gut war. Das Ergebnis ist bekannt: Reitz wird schon deswegen nicht für den Chefsessel im Bergheimer Kreishaus kandidieren können, weil die NPD für ihn nicht die erforderliche Zahl von 330 gültigen Unterstützungsunterschriften beibringen konnte, und die Chancen auf einen Einzug der NPD in den Kreistag schrumpfen, weil die Partei nur in 15 der 33 Wahlbezirke auf den Stimmzetteln stehen wird.
„Unbefriedigend“ sei das, gemessen „an den hochgesteckten Erwartungen“, wird in einer Erklärung eingeräumt, die, gezeichnet mit „NPD Erftkreis“, auf der Reitz’schen Sonderseite zur Kommunalwahl zu finden ist. „NPD Erftkreis“ begibt sich auf Ursachenforschung: Neben den standardmäßigen Klagen über eine angeblich schikanöse Behandlung durch Wahl- und/oder Einwohnermeldeämter liefert der Text einige Aufschlüsse über den Zustand der NPD in Teilen des Landes, über das gestörte Verhältnis zwischen NPD und DVU und über defizitäre intellektuelle Kapazitäten des angebräunten Fußvolks.
Auf derart limitierte intellektuelle Voraussetzungen zurückzuführen ist der Versuch, nach Abgabeschluss der Wahlunterlagen (am Montag der vorigen Woche um 18 Uhr) noch Unterschriften übergeben zu wollen. Steigerung dieser Limitierung ist, dass der NPDler, der genau das versuchte, „beim Hocheilen zur Wahlleiterin (18:02 Uhr) und im Eifer des Gefechts“ vergessen hatte, „diese Unterlagen mit hochzunehmen“, wie „NPD Erftkreis“ zu berichten weiß.
Ein weiterer Grund für das „enttäuschende Abschneiden“ sei gewesen, dass „Teile der eigenen Kräfte“ überhaupt keine Unterschriften gesammelt hätten. Gelegen habe das teilweise „auch am Unwillen und/oder Unvermögen Leute anzusprechen und um eine Unterschrift für den Wahlantritt der NPD zu bitten“. Viele der eingeplanten Unterstützer und Wahlhelfer hätten zudem „klammheimlich die Hände in den Schoß gelegt“. Zu jener Gruppe gehörte offenbar sogar der NPD-„Spitzenkandidat“ bei der Kreistagswahl, Tim von Piechowski: Er sei „wegen totaler Untätigkeit und erheblicher Verzögerung bei der Übergabe der von ihn in völliger Unordnung hinerlassenen Unterlagen für den Wahlantritt auf der Reserveliste auf eigenen Wunsch durch Konrad Geiger ersetzt“ worden, ließ die „NPD Erftkreis“ wissen.
Fehler machten dieser „Analyse“ zufolge aber nicht nur die NPDler: „Auch Teile der freien Aktivisten aus dem Großraum Köln/Erft haben sich unrühlich verhalten.“ Ungeschoren bleibt auch nicht die DVU, deren stellvertretender Landesvorsitzender Andreas Höveler eigentlich auf Listenplatz 2 der NPD kandidieren wollte, aber einen Rückzieher machte, nachdem sich NPD und DVU auf Landes- und Bundesebene komplett zerstritten hatten. Höveler habe „laut Aussage einiger DVU-Anhänger den Mitgliedern seines Verbandes“ verboten, Unterschriften für den Wahlantritt der NPD zu leisten: „Letztlich wurde nicht eine einzelne Unterschrift von ihm oder seiner Partei beigebracht.“
Eine Hoffnung hat die NPD im Rhein-Erft-Kreis noch: Die erforderlichen Unterschriften für die Reserveliste hätten immerhin erfolgreich beigebracht werden können, „was uns nach der Wahl zumindest einen Sitz im Kreistag verschaffen dürfte“. Damit entfiele zumindest in fünf Jahre das lästige und manchen intellektuell offenbar überfordernde Sammeln von Unterstützungsunterschriften. (ts)