Recklinghausen – Auf Entdeckungstour in die braunen Ecken Mecklenburg-Vorpommerns reisten für eine Woche zwei „parteifreie“ Neonazis von der „Aktionsgruppe Ruhr-Mitte“ aus Recklinghausen. Begeistert kamen sie zurück. Sie konnten sogar der NPD im Nordosten der Republik etwas abgewinnen. An ihrer schroffen Ablehnung der NPD in Nordrhein-Westfalen, die sie schon in einem Rückblick auf die Landtagswahl deutlich gemacht hatten*, ändert das aber nichts.
„Nationale Zentren“ und NPD-Bürgerbüros besuchten die Ruhrpott-Neonazis, braune Medienprojekte nahmen sie in den Blick, sie schauten der NPD-Fraktion im Schweriner Landtag in die Büros und beteiligten sich an einer Neonazi-Demonstration am 8. Mai in Demmin. „Hintergrund des Urlaubes war herauszufinden, inwiefern die NPD in Mecklenburg und Vorpommern produktiv arbeitet bzw. sich auf den gesamten Nationalen Widerstand auswirkt“, schreiben sie.
Ihr Fazit: „Wir waren fasziniert von den Möglichkeiten die in Mecklenburg und Vorpommern gegeben sind.“ Mit verschiedenen Projekten, die allerdings nicht ausschließlich durch die Partei finanziert worden seien, habe man eine gute Infrastruktur schaffen können. An der NPD in Mecklenburg und Vorpommern finden sie Gefallen: Die Übergänge zwischen Partei und freien Kräften seien nahezu nahtlos. Das bringt auch materiell Vorteile: „Durch den Landtagseinzug haben viele Nationalisten Arbeit gefunden.“
Und die NPD verhält sich im Nordosten anders, als es die „parteifreien“ Ruhrgebiets-Neonazis offenbar von ihr erwarten. Zum Beispiel bei jener Demonstration in Demmin, zu der trotz „nur einer Woche öffentlicher Mobilisierung“ rund 270 „Kameraden“ erschienen seien: „Auch verschiedene NPD-Landtagsabgeordnete waren zugegen und übernahmen verschiedene Aufgaben wie den Ordnerdienst. Ungewöhnlich für uns, Normalität im Nordosten der Republik. Hier ergab sich nicht das skurrile Bild einer Ansammlung von Anzugträgern hinter dem Lautsprecherwagen oder vor der Demonstration - sondern man bildete das was man auch sein wollte - eine Einheit.“
Dass die Erfahrungen aus Mecklenburg-Vorpommern, wo die NPD „eine Waffe für den gesamten Widerstand“ sei, auf NRW zu übertragen sind, bezweifeln die beiden braunen Bildungsurlauber aus Recklinghausen aber. In der nordrhein-westfälischen NPD seien „Führung und Struktur desolat und nicht zu vergleichen“. Zwar lohne sich, wie man in Mecklenburg und Pommern habe sehen können, „der Versuch einer Neustrukturierung der Partei, davon sind wir in NRW allerdings weit entfernt“.
NPD-Landeschef Claus Cremer darf zumindest auf jene beiden Neonazis von der AG Ruhr-Mitte nicht bauen. „Wir fühlen uns der NPD in NRW nicht verpflichtet, wir fühlen uns auch nicht verpflichtet die NPD zu sanieren, wenn sie sich mit allen Mitteln gegen diese Sanierung wehrt“, schreiben sie. In Nordrhein-Westfalen gebe es „keine Weltanschauungspartei, der wir uns zugehörig fühlen könnten“. (ts)