DO: NPD findet Eva Hermans „Sodom und Gomorrha“-Geraune klasse

Dortmund – „Landesvorstand schockiert über Katastrophe in Duisburg“ titelte die NRW-NPD über einer Meldung, die am Samstagabend auf ihrer Homepage erschien. Nur ganz nebenbei sprach Landeschef Claus Cremer in dem Text an, dass er „aus verschiedenen Gründen kein Freund der Loveparade“ sei. Solche Zurückhaltung angesichts des 19-fachen Todes von Duisburg ist nicht die Sache des Dortmunder NPD-Kreisverbandes. „Eva Herman: Sex- und Drogenorgie Loveparade – Zahlreiche Tote bei Sodom und Gomorrha in Duisburg“ ist seine heutige Schlagzeile zum Thema.

Die Dortmunder NPDler bedienen sich eines am Sonntag erschienenen Textes, den die ehemalige Tagesschausprecherin Eva Herman auf der Internetseite des verschwörungstheoretisch veranlagten „Kopp-Verlags“ veröffentlicht hat. Dort hat sie inzwischen politisch-publizistisch Unterschlupf gefunden: mit einem Blog und mit Auftritten in der hauseigenen Kopie einer Nachrichtensendung. Ihr Blog-Beitrag zu Duisburg, so lobte der NPD-Kreisverband, sei „eine sehr präzise Analyse der ,geilsten Party der Welt’“.

Herman hatte in ihrem Text geschrieben, die Loveparade in Duisburg sei „zu einem Sodom und Gomorrha mit katastrophalen Folgen geworden“. Anstoß nimmt sie an einer ersten Reaktion von Bundespräsident Christian Wulff, der es fruchtbar nannte, dass eine solche Katastrophe während eines friedlichen Festes fröhlicher junger Menschen aus vielen Ländern Tod, Leid und Schmerz verursache. Dieses „friedliche Fest fröhlicher junger Menschen“, so kontert Herman, sei „in Wahrheit eine riesige Drogen-, Alkohol- und Sexorgie“. Wer sich die Bilder der Loveparade aus früheren Jahren ansehe, glaube, „in der Verfilmung der letzten Tage gelandet zu sein, wie sie in der Bibel beschrieben werden“. Begriffe wie Sittlichkeit oder Anstand hätten sich in den abgrundtiefen Bassschlägen ins Nichts aufgelöst. 

Und so geht es über viele Absätze weiter. „Riesige dunkle Wolken der Enthemmung und Entfesselung“ hat Herman ausgemacht, junge Menschen, die „wie im Sog“ dem „finsteren Meister der sichtbaren Verführung“ folgen. Die Veranstaltung stehe „symbolisch doch nur für den kulturellen und geistigen Absturz einer ganzen Gesellschaft“, für den bei Herman selbstredend die „Achtundsechziger“ verantwortlich zeichnen.

„Für die Zukunft wurden jedoch Weichen gestellt: Denn das amtliche Ende der ,geilsten Party der Welt’, der Loveparade, dürfte mit dem gestrigen Tag besiegelt worden sein!“, meint sie gegen Ende des Textes. Und weiter raunt sie: „Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!“

Für ihren Text hat Herman bereits viel Kritik einstecken müssen. Nicht so von der Dortmunder NPD. Von der gibt’s Ermunterung: „Frau Herman, weiter so!“ (ts)

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