Düsseldorf – Auch in diesem Jahr haben Neonazis an mehreren Orten in NRW Aktionen zum Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß durchgeführt. Zumeist handelte es sich dabei um nächtliche Propagandaaktionen.
Die „Aktionsgruppe Windeck“ berichtet, man habe „Reichsminister Hess“ am 17. August gedacht. Nach einem Vortrag „über das Leben, die Bedeutung und den mysteriösen Todesumständen“ habe sich ein „spontaner Schweigemarsch“ angeschlossen.
Duisburger Neonazis berichteten auf ihrer Internetseite, „unbekannte Nationale Aktivisten“ hätten in der Nacht zum 17. August im Kantpark in der Innenstadt 46 Holzkreuze aufgestellt, „die mit einem Portrait sowie jeweils einer Grabmalkerze in Szene gesetzt wurden, um Rudolf Hess in Erinnerung zu rufen und auf seinen Todestag aufmerksam zu machen. Weiterhin wurden an gleicher Stelle ca 1000 kleine Schnipsel in die Luft geschmissen, die noch einmal verdeutlichten welcher Person diese Aktion gilt“. Nach wenigen Stunden wurde der Text wieder von der Homepage der „Aktionsgruppe Duisburg/Krefeld“ gelöscht. In einem einschlägigen Neonaziforum ist er aber nach wie vor zu finden. Die Duisburger Polizei berichtete, der Staatsschutz habe Ermittlungen aufgenommen.
Bonner Neonazis berichteten über eine Aktion, die „wahrscheinlich“ im Bereich Bad Honnef stattgefunden habe. Dort wurden Aufkleber mit dem Schriftzug „Rudolf-Heß-Str.“ sowie Plakate, auf denen Heß’ Suizid als „Mord“ bezeichnet wird, auf Straßen- und Verkehrsschilder geklebt.
Die „Autonomen Nationalisten Pulheim“ ziehen Bilanz einer nächtlichen Aktion, von der sie „zu Dokumentationszwecken“ Bilder veröffentlichen: „Wieder Plakate, wieder Hess-Straßen, wieder Parolen an den Wänden.“ Wie viele andere Neonazis sind die braunen Nachwuchskräfte aus Pulheim nicht einmal dazu in der Lage, den Namen ihres Vorbilds richtig zu schreiben. Dafür bereichern sie die historische Forschung um ein Detail: 67 Jahre, so berichten sie, habe Heß in Haft gesessen. Demnach wäre Heß 1920 inhaftiert worden.
Auch in Unna und Hamm waren Neonazis in Sachen Heß unterwegs. In Unna erneut mit zahlreichen Schmierereien. In Hamm fand am Abend des 17. August eine Saalveranstaltung statt, wie die „Autonomen Nationalisten Ahlen“ und die „Kameradschaft Hamm“ berichten. Gesungen wurde dabei auch: das Lied „Die Braune Kompanie“. In der zweiten Strophe heißt es: „Schon mancher ist gefallen / Von unserm Hitlerkorps; / Die Glocken hör ich schallen / Und heb’ den Arm empor. / Ich schwöre und erneue / Den Schwur, den Wessel schrie: / Ich diene dir in Treue, / Du braune Kompanie!“ (ts)