Bochum – Erwartungsgemäß ist der NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer beim Landesparteitag am Sonntag in seinem Amt bestätigt worden. Der 31-Jährige sei „mit großer Mehrheit“ wiedergewählt worden, berichtete die NPD.
Ob Cremer Gegenkandidaten hatte, wurde in der Erklärung nicht mitgeteilt. Ebenso wenig wird verraten, ob es bei den weiteren Wahlgängen Konkurrenzkandidaturen gegeben hat.
Als Stellvertreter Cremers wurden Detlev Hebbel (Kreisverband Düsseldorf/Mettmann) und Stephan Haase (KV Märkischer Kreis) in ihrer Funktion bestätigt. Neu in die Riege der Landesvize ist Timo Pradel aufgerückt, der NPD-Vorsitzende im Märkischen Kreis und bisherige Landesorganisationsleiter. Für ihn räumte der bisherige stellvertretende Landesvorsitzende Markus Pohl den Stuhl.
Markus Pohl (KV Münster) bleibt aber wie sein Bruder Matthias Pohl (KV Steinfurt) als Beisitzer im Vorstand. Wiedergewählt wurden als Beisitzer im Übrigen Marion Figge (KV Hochsauerlandkreis), Helmut Gudat (KV Mönchengladbach) und Manfred Frentzen (KV Mönchengladbach). Neu in den Kreis der Beisitzer zogen Thorsten Crämer (KV Ennepe-Ruhr), Melanie Händelkes (KV Krefeld), Willibert Kunkel (KV Aachen), Ariane Meise (KV Rhein-Sieg), Axel Thieme und Matthias Wächter (beide Kreisverband Dortmund) ein.
In einer ersten Sitzung des Vorstands seien Cremer zum Geschäftsführer, Markus Pohl zum Landespressesprecher und Detlev Hebbel zum Landesschatzmeister bestellt worden, berichtete die NPD. Diese Ämter hatten sie schon bisher inne.
Ausgeschieden sind aus dem Vorstand Benjamin Dahlbeck (KV Bochum), Siegfried Schwerdtfeger (KV Dortmund) und Peter Schulze (KV Siegen), die allesamt in den zurückliegenden Jahren kaum eine oder gar keine Außenwirkung erzielt hatten. Wie berichtet, war außerdem auf der Homepage der Landes-NPD vor kurzem bereits der Name des Dürener Kreisvorsitzenden Ingo Haller aus der Übersicht der Vorstandsmitglieder verschwunden. Er ist der bekannteste Vertreter der neonationalsozialistischen Fraktion in der Landes-NPD.*
Auch die Wahl einiger neuen Vorstandsmitglieder – darunter vor allem Crämer, Meise und das Ex-DVU-Mitglied Thieme – könnte dafür sprechen, dass künftig weniger NS-lastige Töne von der nordrhein-westfälischen NPD zu vernehmen sein werden. Der alte und neue Vorsitzende Claus Cremer benutzte in seiner Rede denn auch die parteiintern nicht unumstrittene Chiffre von der NPD als „soziale Heimatpartei“ – eine Formulierung, die jener Flügel der Partei in die Diskussion eingeführt hatte, dem es in Abgrenzung zum NS-Flügel um eine gemäßigter wirkende Außendarstellung der NPD geht. „Die soziale Heimatpartei muss wieder zu einer unverwechselbaren und wählbaren Alternative in NRW werden“, sagte Cremer der NPD-Mitteilung zufolge.
Cremer galt bis vor etwa eineinhalb Jahren zwar selbst als Exponent des radikaleren Parteiflügels. Seither orientiert er sich aber streng am Bundesvorsitzenden Udo Voigt. Und der wiederum achtet bei allen Richtungsentscheidungen stets penibel darauf, wo aktuell in der Partei die stärksten Bataillone zu finden sind. Und der radikalere Flügel ist seit der Pleite bei der Bundestagswahl und dem Tod des Voigt-Stellvertreters Jürgen Rieger im vorigen Herbst dramatisch geschwächt. (ts)
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