AC: Bisher wenig Interesse an NPD-Boykott – KAL sucht händeringend zumindest Indizien gegen „Verräterin“

Aachen – Mit ihrem Versuch, Unterstützer für einen Boykott des nordrhein-westfälischen NPD-Landesverbands zu finden, ist die „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) offenbar in den letzten fünf Tagen nicht entscheidend vorangekommen.

Als „Unterzeichner“ der am 3. Oktober veröffentlichten Boykotterklärung* werden auf der Homepage der KAL lediglich aus NRW die „Freien Nationalisten Euskirchen“ (FNE) und der Kölner Neonazi Rene Emmerich aufgeführt. Überraschend ist deren Erwähnung nicht. Die Euskirchener Neonazis arbeiten seit Jahren mit der Aachener Kameradschaft eng zusammen. Emmerich wiederum darf als Axel-Reitz-Spezi gelten. Dass Reitz Mitgliedsantrag von der NPD abgelehnt worden war, ist einer der Gründe für das Zerwürfnis zwischen KAL und Landes-NPD.

Ansonsten taucht nach derzeitigem Stand als „Unterzeichner“ nur noch die „Freie Kameradschaft Bitterfeld“ auf. Deren Boykotterklärung dürfte bei den Mitgliedern des NPD-Landesvorstands allerdings nicht unbedingt für schlaflose Nächte sorgen.

Reitz selbst versucht den Eindruck zu vermitteln, er sei nach der Ablehnung seines Aufnahmeantrags „weder enttäuscht noch vergrätzt“: „Für mich ändert sich ja nichts. Mit jenen NPD-Verbände, mit denen ich in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet habe, werde ich auch in Zukunft wie gehabt zusammenarbeiten und die NPD-Funktionäre, die mich vorher nicht leiden konnten und mir ablehnend gegenüber standen, hätten ihre Haltung auch nicht geändert wenn ich plötzlich ein Parteibuch in der Tasche gehabt hätte.“

Auf die Tatsache, dass ihm wegen der gegen die Düren/Aachener NPD-Funktionäre Ingo Haller, Rene Laube und Rene Rothhanns eingeleiteten Ausschlussverfahren und wegen des gegen den Kreisverband Düren verhängten „organisatorischen Notstands“ zumindest eine der mit ihm kooperierenden Parteigliederungen abhanden kommen wird, geht er in diesem Zusammenhang nicht explizit ein.

Händeringend suchen die Neonazis von der KAL derzeit offenbar nach Material, das eine neu in den Landesvorstand gewählte NPD-Funktionärin belasten könnte. Bei ihr handele es sich „erwiesenermaβen um eine Verräterin und einen Spitzel des Staatsschutzes“, hatte die KAL vor fünf Tagen vollmundig erklärt.

Doch so sicher, dass man es „erwiesenermaßen“ mit einer „Verräterin“ zu tun hat, scheint man sich bei der KAL gar nicht zu sein. „Fakt ist doch, das in den nächsten tagen oder Wochen alles ans Tageslicht kommt“, hofft einer der Aachener Neonazis darauf, dass doch noch Beweiskräftiges auf den Tisch kommt. Und ein anderer macht sich – die Grenzen des Niveaus sind bei der KAL stets und in jeder Hinsicht nach unten absolut offen – aktiv auf die Suche nach „Belastungsmaterial“. Er habe erfahren, so schrieb der Autor „MalcociJunior“ auf der Neonazi-Seite „Altermedia“, dass jemand vor vielen Jahren Fotos habe machen können, als jene jetzige NPD-Funktionärin in einem Café Zärtlichkeiten mit einem Staatsschutzbeamten ausgetauscht habe. „MalcociJunior“ im Jagdfieber: „Falls das hier irgendjemand liest, der sich im Besitz der Fotos befindet, bitte rauskramen und einscannen. Das reicht als Beweis möglicherweise noch nicht aus, aber wäre immerhin ein Indiz.“ (ts)

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