Gladbeck – „Netzbetrieb eingestellt. - 23.09.2010“ war alles was man zu lesen bekam, wenn man in den letzten eineinhalb Wochen die Homepage der „Aktionsgruppe Ruhr-Mitte“ aufrief. Offenbar hat der Zusammenschluss rechts-„autonomer“ Neonazis aus dem zentralen und dem nördlichen Ruhrgebiet nicht nur den „Netzbetrieb“ eingestellt. Die Aktionsgruppe habe sich aufgelöst, hieß es heute in einer Erklärung, die auf einer Berliner Neonazi-Homepage veröffentlicht wurde.
Offenbar gab es interne Differenzen. „Die einzelnen Gruppen oder Einzelaktivisten“, die bisher in der AG Ruhr-Mitte zusammengearbeitet hatten, würden künftig „unterschiedlich weiter agieren“, erklären die Autoren des Textes: „Aufgrund der Defizite in der NPD-Landespolitik, wie auch der freien Strukturen, und der nicht vorhandenen Bereitschaft gemeinsam an einer Neuausrichtung beider Strukturen zu arbeiten, sehen wir die Möglichkeiten des Widerstandes derzeit als gering bis nicht gegeben.“ Insgesamt gebe es im ,,freien Widerstand“ in NRW „keinen gemeinsamen Nenner bei dem Umgang mit der Partei und dem Widerstand an sich“.
Abgesagt wurde der Erklärung zufolge auch eine für den 13. November geplante Saalveranstaltung zum Thema ,,Wohin mit dem Widerstand?“. Daran hätten neben „parteifreien“ Neonazis aus NRW auch der nordrhein-westfälische NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer, sein Kollege aus Mecklenburg-Vorpommern, Stefan Köster, der Berater der sächsischen Landtagsfraktion Olaf Rose sowie Andy Knape vom Bundesvorstand der NPD-Nachwuchsorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) teilnehmen sollen.
Begründet wurde die Absage der Veranstaltung mit den „Entwicklungen in den letzten Tagen und Wochen“. Nach dem NPD-Landesparteitag hätten sich Landesvorstand, diverse Kreisverbände und „parteinahe freie Nationalisten“ mit öffentlichen Stellungnahmen „überschlagen“. „In diesen Stellungnahmen wurde vieles verkündet oder verbreitet, was sicherlich auf einer internen Versammlung, wie am 13.11. geplant, besser aufgehoben gewesen wäre.“ In diesen Zwist habe sich die AG Ruhr-Mitte nicht einschalten wollen. „Da Vertreter beider Lager eingeladen waren, hätte es zwangsläufig eskalieren müssen. Zumindest in soweit, dass eine sachliche Diskussion nicht mehr möglich gewesen wäre.“
Gegründet hatte sich die Aktionsgruppe im Sommer 2007. Sie sah sich als „Koordinationspunkt für die Aktionen im Herzen des Ruhrgebietes. Wir stellen weder einen Verein, Organisation oder eine Partei da, sondern sind lediglich ein loser Zusammenschluss von freien Nationalen Sozialisten“. Dabei rechneten sich die Initiatoren – zumindest anfangs in dieser Deutlichkeit – „der Aktionsform des ,National und sozialistischen Blockes’ zu, der durch sein einheitliches und militantes Auftreten in letzter Zeit bei reaktionären und spießbürgerlichen Parteikräften für Erregung sorgte“. Vor allem in den letzten Monaten hatten sie aber wiederholt versucht, auch auf die NPD-interne Strategiediskussion in NRW Einfluss zu nehmen.* (ts)
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