Bonn – Die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn sorgt sich um ein mögliches „Aussterben der Deutschen“. Zu diesem Thema soll heute in ihrem Haus der Publizist Rolf Stolz referieren, der sich als Autor der Rechtsaußen-Wochenzeitung „Junge Freiheit“ einen Namen gemacht hat.
Stolz, der laut Ankündigung die „Lage“" sowie „Alternativen“ zu einem „kulturellen Selbstmord Deutschlands“ darstellen soll, ist der zweite Referent bei den Raczeks in diesem Semester. Für den 18. November hatte die Burschenschaft einen Vortrag von Filip Dewinter angekündigt. Dewinter gilt als führender Kopf der separatistischen belgischen Rechtspartei Vlaams Belang. Thema seines Vortrags war die Behauptung, Belgien sei ein „Kunststaat ohne Berechtigung“. Gemeint ist damit, es sei angemessen, Belgien in einen niederländischsprachigen sowie einen französischsprachigen Teil aufzuspalten.
Derlei völkische Kritik am bestehenden europäischen Staatensystem hat bei der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn eine gewisse Tradition. Die Raczeks gehören nicht nur dem Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) an, der immer wieder wegen seiner Verbindungen zur NPD Aufmerksamkeit erregt. Sie zählen auch zu den Mitgliedern der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ (BG), einer politischen Fraktion innerhalb der DB, die deren rechtesten Flügel umfasst. Seit dem Sommer führen sie für ein Jahr die Geschäfte der BG. Diese unterstützt ihren „Standpunkten“ zufolge explizit „den volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff ohne Rücksicht auf staatliche Gebilde und deren Grenzen“.
Die mangelnde „Rücksicht auf staatliche Gebilde“ trifft dabei nicht nur Belgien, sondern auch Polen. Ein inzwischen verstorbenes Mitglied der Raczeks hatte im Jahr 2000 erklärt, die „Ostgebiete des Deutschen Reiches jenseits von Oder und Neiße“ seien „1945 annektiert worden“. Die „Annexion“, die „in ihrem Wesen immer eine Aggression“ sei, werde „jedoch größtenteils (...) als völkerrechtlich unzulässig angesehen“. Im Herbst 2006 hieß es in einem Flugblatt der Raczeks, heute sei der „erste polnische Griff nach deutschen Ostgebieten, bereits während des 1. Weltkriegs und in den Jahren danach“, in der politischen Debatte „kein Tabuthema“ mehr. Bei dem als „erster polnischer Griff nach deutschen Ostgebieten“ beschriebenen und zugleich auch in Frage gestellten Ereignis handelt es sich um die Wiedergründung Polens im Jahr 1918.
Zu einem kleineren Eklat führten solche Auffassungen Anfang 2008. Damals erklärte der CDU-Hochschulverband RCDS, er werde einen seiner Aktivisten ausschließen, weil dieser zugleich bei der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn organisiert sei. Deren „Positionierungen zur Revision der Oder-Neiße Verträge von 1990“ könne man nicht mittragen. (jk)