Bochum – „Unschöne Vorwürfe“ seien es, die gegen ein NPD- und JN-Mitglied erhoben würden, meint die Bochum-Wattenscheider NPD, nachdem das WAZ-Internetportal „derwesten.de“ berichtet hatte, die Staatsanwaltschaft habe gegen einen jungen Aktivisten der Partei wegen des Verdachts der Brandstiftung und des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion Anklage erhoben.* Ein Schuldeingeständnis des 19-jährigen Wattenscheiders werde es aber nicht geben, betont die NPD.
In der Anklage sticht der Vorwurf des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion hervor. Am 9. Juli 2010 soll der 19-Jährige die Briefkastenanlage seiner Wohnung mit einem selbst gebastelten Zündsatz in die Luft gejagt haben. Am Tatort – so der Vorwurf – habe der NPD-Anhänger dann Flugblätter ausgelegt, die als Bekennerschreiben der Antifa gekennzeichnet waren.
„In der nächsten Zeit“ werde es eine „eigene Stellungnahme der Partei und des, durch Systempresse und Antifachaoten angegangenen, Aktivisten geben“, kündigte die NPD nun am Dienstagnachmittag an. Außerdem werde es eine Erklärung geben, die der Rechtsanwalt des Beschuldigten gegenüber dem Gericht abgeben werde. Zum Inhalt verrät die NPD schon einmal dieses: „Ein ,Schuldeingeständnis’ wird die Anwaltserklärung jedoch nicht werden – im Gegenteil.“
Zumindest virtuell macht der 19-Jährige derweil weiter wie gehabt. Auf seiner Facebook-Seite grüßt er mit „88“, dem Neonazi-Code für „Heil Hitler“, und feiert jenen Neonazi, der 2005 in Dortmund den Punker „Schmuddel“ erstach: „Sven Kahlin ...do it again XD !!!!!!!!!!!“ In einem Eintrag vom Montag schreibt der NPDler zudem: „Wir kriegen sie alle, hat man doch an scmuddel gesehen oder an deieser schwuchtel Anton Gera XD mal schauen wer noch dran kommt !!!“**
Und der intellektuell eher sehr schlicht gestrickte Neonazi, der es dennoch oder gerade deswegen bis zum Vorstandsmitglied des von Claus Cremer geführten NPD-Kreisverbands Bochum-Wattenscheid brachte, fügt noch einige Zeilen aus einem Lied der Neonazi-Band „Frontalkraft“ hinzu: „Schwarz ist die Nacht in der wir euch kriegen, Weiss die Kämpfer die für Deutschland siegen, und Rot euer Blut auf dem Asphalt“.
Die NPD stehe „in einigem Erklärungszwang“, sollten sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen ihr Wattenscheider Mitglied bestätigen, befinden sogar die Betreiber des Neonazi-Portals „Altermedia“. Und in den „Altermedia“-Kommentarspalten meint Hans-Jochen Voß, der Kreisvorsitzende der NPD für Unna und Hamm, falls sich die Anschuldigungen bewahrheiten würden, „sollte dieses Mitglied schon wegen ,bodenloser Dämlichkeit’ belangt werden“. Abgesehen von einer strafrechtlichen Bewertung: Wäre „bodenlose Dämlichkeit“ ein Kriterium für einen Rausschmiss aus der NPD, könnte es einsam werden rund um Voß & Co.. (ts)
* /nrwrex/2011/02/presseschau-npd-aktivist-soll-br-nde-gelegt-haben-um-antifa-zu-belasten
** Anton Gera: Zwei Neonazis fügten dem 59-Jährigen am 14. Oktober 1997 in Bochum mit einem Stahlrohr schwere innere Verletzungen zu, denen er drei Tage später erlag.