Hamm – Wie im vorigen Jahr planen Neonazis auch in diesem Oktober wieder eine Demonstration in Hamm. Beginnen soll sie am 1. Oktober am Hauptbahnhof.
Das Thema ist dem des vorigen Jahres sehr ähnlich: Wieder soll es um den halluzinierten „Volkstod“ gehen. „Das System bringt uns den Volkstod! – Freie Völker statt freie Grenzen!“ war das Motto vor Jahresfrist; diesmal lautet es: „Den deutschen Volkstod stoppen! Wir lassen uns nicht BRDigen!“
Erwartet werden kann wie 2010 dumpfe „Ausländer Raus“- und NS-Rhetorik. Im Aufruf der Veranstalter heißt es schon einmal etwas umständlicher: „Das Überleben des deutschen Volkes und die Erhaltung der kulturellen Vielfalt in Europa und der Welt werden nur gewährleistet durch eine konsequente Rückführung der hier lebenden Fremden in ihre Heimatländer.“ Man wolle „unseren Staat und unser Leben so gestalten, wie es unserer völkischen Eigenart entspricht“, und zugleich „ein artgemäßes Leben führen“. Oder wie es in einer Zwischenüberschrift des Aufrufs zur Demonstration heißt: „Nationaler Sozialismus ist Naturgesetz“.
Apropos Gesetz: Die Veranstalter haben schon jetzt eigene „Auflagen“ bekannt gegeben. Versammlungsleitung und Ordner würden während des Marsches darauf achten, „daß seitens gewisser Versammlungsteilnehmer keine Parolen angestimmt werden, die eher in ein Fußballstadion als auf eine politische Demonstration gehören“. Und auch eim „Liedgut“ gibt es Einschränkungen. Das seit einigen Monaten in Neonazikreisen bei solchen Anlässen besonders beliebte HJ-Lied „Ein junges Volk steht auf“ soll an diesem Tage – ebenso wie im Vorjahr* – nicht erschallen: „Um den staatlichen Repressions-Organen keinen Vorwand zu bieten, gegen unsere Demonstration einzuschreiten, ist das Singen dieses Liedes während der Veranstaltung also zu unterlassen.“
Im Oktober des vorigen Jahres hatte die Polizei exakt 233 Teilnehmer bei der Demonstration in Hamm gezählt.** Vom Bahnhof waren die Neonazis – „Ausländer raus“ grölend, bis ihnen die Polizei diesen Spruch mittels nachgeschobener Aufklage untersagte – mehrere Kilometer in den Hammer Westen gezogen. Zu den Rednern zählten neben Axel Reitz aus Pulheim, Christian Worch aus Parchim, der sachsen-anhaltinische JN-Funktionär Andy Knape sowie der Würzburger Hartmut Wostupatsch, der bereits seit mehr als 30 Jahren in der Szene aktiv ist. Dessen Parole in Hamm: „Kampf gegen das System bis aufs Blut, bis aufs Messer – bis dieses Scheißsystem endlich zerschlagen wird!“ Einen Auftritt bei der Demonstration hatte auch der kurz zuvor aus der Haft entlassene Neonazi Sven Kahlin, der 2005 in Dortmund den Punker Thomas „Schmuddel“ Schulz erstochen hatte. „Was sollten wir bereuen“ stand auf seinem T-Shirt.
Eingebettet war die Demonstration seinerzeit in eine Serie von Flugblattverteilungen, Infostände und Saalveranstaltungen. Und auch eine „Vorabendkundgebung“ gehörte zum Programm. Sie fand mit 65 Teilnehmern im benachbarten Ahlen statt. Zu vermuten ist, dass auch in diesem Jahr wieder eine solche Kampagne geplant ist. (ts)
* /nrwrex/2010/10/ham-ein-junges-volk-steht-diesmal-nicht-auf
** /nrwrex/2010/10/ham-kampf-bis-aufs-blut-bis-aufs-messer
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