NRW: Reitz darf in NPD-Zeitung schreiben

Bochum/Pulheim – Dass die Führungsriege der nordrhein-westfälischen NPD beim Lesen der neuen Ausgabe des Parteiblatts „Deutsche Stimme“ (DS) besondere Freude empfinden wird, muss man nicht zwingend vermuten. Einmal mehr kommt in der Juli-Ausgabe der Monatszeitung der parteilose Neonazi Axel Reitz als Autor zu Wort, den die NRW-NPD partout nicht in ihre Reihen aufnehmen wollte.

Reitz schreibt diesmal über die „Nationale Spaßgesellschaft“, konkret: über die „traurige aber nicht zu leugnende Tatsache, daß Teile des nationalen Lagers allen anderslautenden Bekundungen zum Trotz mittlerweile genauso materialistisch veranlagt sind wie der gemeine Bundesbürger“. Besonders augenfällig werde diese „unheilvolle Entwicklung, wenn Repressionen des Systems zu einem erheblichen Abtrieb der Teilnehmerzahlen bei nationalen Veranstaltungen führen“, meint Reitz. Werde anstelle von „Action“ und „Spaß“ mit Einschränkungen und Behinderungen gerechnet, würden es etliche „Nationale“ vorziehen, lieber zu Hause zu bleiben, anstatt den Weg zur Demo oder Kundgebung auf sich zu nehmen. Zunehmend, so der Pulheimer Neonazi, wollten auch „Angehörige des Nationalen Widerstandes zuerst sicher sein, etwas ,geboten’ zu bekommen, bevor sie sich irgendwo einbringen“.

„Halb- und Unwahrheiten“

Die Spitze der Landes-NPD dürfte sich nicht so sehr an dem stoßen, was Reitz schreibt, sondern daran, wo er dies tut: dass er sich in ihrer Parteizeitung ausbreiten kann. Nach dem Parteitag des Landesverbandes im vorigen September hatte der Landesvorsitzende Claus Cremer die Distanz zu Reitz öffentlich erkennen lassen. Ohne dessen Namen zu nennen, hatte er deutlich gemacht, dass er in der Diskussion über eine Parteimitgliedschaft von Reitz eine wesentliche Ursache für die im Landesverband aufgebrochenen Konflikte sah.* Dabei ging es insbesondere um den Konflikt mit dem Dürener Kreisverband der Partei, dessen Führungsleute später ihres Amtes enthoben wurden. Landes- und Bundespartei hätten Reitz’ Aufnahmewunsch nicht entsprochen, so Cremer: „Dies führte dann dazu, daß seit diesem Zeitpunkt der ,Eklat’ aus meiner Sicht vorangetrieben und keine Gelegenheit ausgelassen wurde die Landespartei bzw. die alte Landesführung anzugiften und mit Halb- bzw. Unwahrheiten anzugreifen.“

Auch im Streit über die neuen Vorstandsmitglieder des Landesverbandes, Melanie Händelkes und Thorsten Crämer, die verdächtigt wurden, mit dem polizeilichen Staatsschutz bzw. dem Verfassungsschutz zusammengearbeitet zu haben, wurde Reitz als einer der Drahtzieher der Attacken vermutet.

„Wahrer Sozialismus“

Nichtsdestotrotz durfte Reitz wie zuvor schon – in der Juli-Ausgabe 2010 findet sich etwa ein Beitrag aus seiner Feder zum „Schlagetertreffen“ von Neonazis im Rheinland – weiter für das Parteiblatt schreiben. In der November-Ausgabe der DS meldete er sich unter der Überschrift „Volksgemeinschaft statt Klassenkampf“ mit einem länglichen Text zu Wort, in dem er in der NPD-internen Diskussion einen „wahren“, sprich „nationalen Sozialismus“ gegen Kritiker vom „nationalrevolutionären“ Flügel der extremen Rechten verteidigte.

Nun also darf er in der Parteizeitung den „Materialisten“ im „Nationalen Widerstand“ ihr Sündenregister vorhalten. Ob zu diesen „Materialisten“ auch die Spitze der Landes-NPD rechnen würde, wird aus dem Text nicht ersichtlich. (ts)

* /nrwrex/2010/09/nrw-npd-vorstand-ber-t-der-n-chsten-woche-ber-sanktionen-gegen-d-rener-kreisverband