OBERHAUSEN – Die Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck war am Freitagabend bei einer Vortragsveranstaltung der Oberhausener NPD zu Gast. Diesmal ging es der ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des verbotenen „Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ (VRBHV) aber offenbar nicht darum, den Völkermord an den europäischen Juden zu leugnen. Statt dessen deutete sie die Geschichte in anderer Hinsicht um: Die Nationalsozialisten waren die wahren Umweltschützer.
Diesen Schluss jedenfalls muss man ziehen, wenn man einen Veranstaltungsbericht von Neonazis aus Marl liest, die voller „Vorfreude“ zu dem Auftritt Haverbecks pilgerten, die in den letzten Jahren mehr und mehr zur Ikone der jüngeren Szene geworden ist.
Besonders wurmt Haverbeck (Jahrgang 1928) dem Marler Bericht zufolge, dass die Grünen „sich gerne selbst als Vorreiter des Umweltschutzes und den wahren Protestträger gegen die Kernenergie“ bezeichnen würden* und dass die Medien diese Sicht der Dinge auch noch übernähmen. Nicht hinnehmen mag dies die ehemalige Präsidentin der deutschen Sektion des „Weltbundes zum Schutze des Lebens“, die während Haverbecks Amtszeit in den 80er Jahren wegen ihrer extrem rechten Tendenzen aus dem internationalen Verband ausgeschlossen wurde.
Mit Günther Schwab sei es ein SA-Offizier und ehemaliges NSDAP-Mitglied gewesen, der sich 1958 „lange vor den Grünen“ mit einem Buch „vehement gegen die Kernenergie und die damit einhergehende Natur- und Umweltzerstörung stellte“, betonte Haverbeck dem Marler Bericht zufolge. Erster Vorsitzender der deutschen Sektion des von Schwab gegründeten „Weltbundes“ sei der „ehemalige nationalsozialistische Arzt Walter Gmelin“ gewesen. Dass Gmelin auch am Euthanasieprogramm mitwirkte, bleibt z.B. unerwähnt.
Aber nicht nur Schwab und Gmelin fanden bei Haverbeck positive Erwähnung. Auch der Führer selbst darf bei der NS-Apologetin nicht fehlen. Der habe, wie Haverbeck „aus persönlichen Quellen wusste“, es „untersagt, Atombomben in irgendeiner Art und Weise zu testen oder einzusetzen, da die Folgen derartiger Eingriffe gegenüber den Menschen und der Natur nicht zu vertreten seien“.
Hitler war ein Freund der Menschen und Fritz Todt, Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen und SA-Obergruppenführer, speziell einer der Natur. Todt sei es gewesen, der „den Straßenbau in die Natur einbettete und dazu mehrere Studien und Vorträge organisierte“.
Warum Umweltschutz trotz allem heutzutage nicht mit der Farbe Braun assoziiert wird? „Kleinere Randgruppen“ und „besonders die kommunistischen ,,K-Gruppen’“ hätten die Umweltbewegung unterwandert, erfuhren die angeblich 60 Zuhörer bei der NPD-Veranstaltung. „Niemand interessierte sich mehr für die ruhigen konservativen Heimatschützer.“ Die „Kommunisten“ hätten die Gunst der Stunde genutzt, „um von einer Randgruppe zur Volksbewegung zu werden“, bilanzieren die Marler Neonazis. (ts)
* Alle als Zitat gekennzeichneten Aussagen sind dem Veranstaltungsbericht der Marler Neonazis entnommen.