HEINSBERG – In der Gemeinde Wassenberg ist es am Wochenende zu neonazistischen Sprühaktionen an Behördengebäuden gekommen. Laut Polizei besprühten Unbekannte das Rathaus sowie dessen räumliches Umfeld mit Hakenkreuzen und Losungen. Laut Antifaschisten und Lokalpolitiker war von den Aktionen auch die benachbarte Polizeiwache betroffen, zudem hätten die Täter das Kürzel der „Kameradschaft Aachener Land“, KAL, hinterlassen.
Schon im September 2009 hatten möglicherweise Neonazis versucht, am Rande eines Antifa-Konzertes in einer alternativen Rock-Kneipe ein Auto anzuzünden, das sie offenkundig als Fahrzeug eines Antifaschisten einstuften. Die Gemeinde im Kreis Heinsberg war zuvor und seitdem wiederholt ein Ort, in dem Neonazi-Propaganda verklebt wurde oder es zu rechten Sprühaktionen kam.
Im Februar 2011 attackierten Neonazis mit Quarzhandschuhen und Pfefferspray bewaffnet besagte Rock-Kneipe, offenkundig auch, weil einige zuvor dort zwar als Gäste akzeptiert worden waren, man ihnen indes dann wegen ihrer rechten Parolen Hausverbot erteilt hatte. Teile der Angreifer wurden der „Kameradschaft Aachener Land“ oder deren Umfeld zugerechnet und sollen Zeugen zufolge teilweise KAL-Shirts getragen haben.
In den Wochen darauf beobachteten alternative Jugendliche Neonazis im Umfeld eben jener Kneipe. Der oft aggressiv auftretende, teils vermummte Tross habe wohl Präsenz zeigen wollen und sei scheinbar „auf Eskalation aus“ gewesen mit Menschen, die nicht ihrem Weltbild entsprechen oder die sie als Gäste der Kneipe ansahen, umschrieben örtliche Antifaschisten das Auftreten.
Im Juni 2011 versammelten sich in einer Nacht dann mehrere maskierte Personen auf einer Straße in der Innenstadt im Umfeld der Kneipe und wollten Nachtschwärmer nicht passieren lassen. Drei Personen wurden aus der Gruppe heraus sogar mit gewehrähnlichen Softairwaffen beschossen und mit Pfefferspray attackiert. Zwei Personen wurden im Gesicht getroffen und erlitten blutende Verletzungen, die dritte Person des Trios erlitt eine Reizung an den Augen. Aus der Tätergruppe heraus wurden laut Polizei auch rechte Parolen skandiert.
Vorläufiger Abschluss der Vorfälle dürfte nun das Beschmieren der Polizeiwache und des Wassenberger Rathauses in der Nacht von Freitag auf Samstag (30. Juli) mit Parolen, Hakenkreuzen und dem Kürzel KAL gewesen sein. Während die Polizei nur mitteilte, dass das Rathaus sowie zwei Trafohäuschen im Umfeld beschmiert worden seien, stellten Antifaschisten auch Schmierereien an der benachbarten Polizeiwache und an Bushaltstellen fest.
Demnach hinterließen die Täter am Wochenende auch das Kürzel „A.C.A.B.“ (All Cops are Bastards) und die Losung „Deutsche halten zusammen“. Vor Wochen erst soll die Polizei den Ermittlerdruck auf die rechte Szene im Raum Heinsberg und besonders in Wassenberg erhöht haben. (mik)