DÜREN – Vor einem Monat hatte sich die Dürener NPD im Internet von der Landes-NPD in Nordrhein-Westfalen abgenabelt. Die bisherige Webseite des unverblümt neonazistischen Kreisverbandes, die technisch von der Bochumer Landeszentrale gesteuert wurde, leitete seither auf eine eigenständige Webseite weiter. Jetzt kappte der Landesverband diese Verbindung. Zu den Gründen dürfte gehören, dass die neue Dürener NPD-Seite unter maßgeblichem Einfluss des ungeliebten Kölner Neonazis Axel Reitz betrieben wird.
An einem Sonntag im September verkündete die Dürener NPD auf der bisherigen, vom Landesvorstand kontrollierten Webseite mit dürren Worten ihren „Umzug“ (Wortlaut im Original): „Ab sofort finden Sie unter www.npd-dueren.info. Neue Artikel werden nur noch dort erscheinen.“ Hintergrund der Abnabelung vom Landesvorstand: Der Mutterverband hatte im September 2010 einen „organisatorischen Notstand“ über den rheinländischen Kreisverband verhängt, der angeblich erst im Juni dieses Jahres wieder aufgehoben wurde.*
Besucher wurden seither von der alten Internetadresse automatisch auf die neue Seite weitergeleitet. Diese alte Adresse ist allerdings im Besitz des Landesverbandes, und der kappte jetzt die Weiterleitung. Statt der Dürener Seite wird jetzt dort die Landesverbands-Seite präsentiert; die rheinischen Rechtsabweichler sind ausgesperrt.
Möglicherweise hat die Bochumer Landeszentrale mitbekommen, dass das Unternehmen „NPD Düren im Internet“ maßgeblich unter dem Einfluss von Axel Reitz steht. Der früher schon mal als „Hitler von Köln“ titulierte Reitz hatte sich im Februar selbst eine persönliche Internetseite zugelegt, die er bei einem US-amerikanischen Hoster unterbrachte. Damit ist die Webseite relativ sicher vor einem Zugriff deutscher Behörden.
Für die Dürener NPD ist Reitz aber offenbar mehr als nur ein politisches Vorbild. Es war wohl kaum ein Zufall, dass die neue Dürener NPD-Seite nicht nur etwa bei genau dem gleichen Webhoster wie die Reitz-Seite landete, sondern sogar auf genau dem gleichen Server mit der gleichen IP-Adresse. Die Vermutung ist nahe liegend, dass Reitz beim Dürener „Umzug“ ein bezugsfertiges neues Internet-Heim bot. Der Dürener NPD bietet die Einquartierung beim US-Hoster nicht nur Sicherheit vor deutschen Behörden, sondern auch vor einem Zugriff des eigenen Landesvorstandes.
Offenbar geht die Reitz’sche Gastfreundschaft aber noch weiter und schließt sogar die Schlüsselgewalt über die NPD-Seite ein. Die warmen Worte der Dürener NPD über den bisherigen NPD-Vorsitzenden Voigt** stammten nämlich direkt vom Autor Axel Reitz, wie der Screenshot des Dürener Newsfeed zeigt.
Dieser direkte Einfluss von Axel Reitz auf eine als NPD-Kreisverband daher kommende Webseite dürfte den Landesvorstand bewogen haben, nun die letzte Verbindung zu der unverhüllten Neonazi-Truppe zu kappen. Welche Absichten der Landesvorstand im Weiteren mit der Dürener NPD hat, bleibt abzuwarten.
Derweil muss der bisherige NPD-Vorsitzende Voigt sich mit der für ihn wenig erfreulichen Tatsache abfinden, dass die bisher einzige Unterstützung einer NPD-Gliederung aus Nordrhein-Westfalen für eine weitere Voigt-Amtszeit ausgerechnet vom „Hitler von Köln“ stammt. (ak)
* /nrwrex/2011/09/dn-npd-kreisverband-bleibt-ns-treu
** /nrwrex/2011/10/dn-ns-fl-gel-der-partei-unterst-tzt-npd-chef-udo-voigt