DN/D: NPD-Funktionär wettert gegen „Spießer und Pfeffersäcke“ in den eigenen Reihen

KÖLN/DÜREN/DÜSSELDORF – Auf Bundesebene diskutiert die NPD, ob sie sich ein „bürgerfreundlicheres“, weniger vergangenheitsbezogenes und weniger martialisch erscheinendes Image verpassen soll. In NRW lassen derweil zwei Vertreter des offen neonationalsozialistischen Kurses wissen, dass sie sich nicht ändern mögen.

Bei einer Saalveranstaltung von Neonazis aus dem Rheinland Mitte Oktober in Köln traten auch der vormalige Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes Düren, Ingo Haller, und der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Düsseldorf/Mettmann, Manfred Breidbach, als Redner auf. Ein kurzer Videomitschnitt von der Veranstaltung wurde am Samstag im Internet veröffentlicht.

Erste Entscheidung im Parteiordnungsverfahren

Haller, der im vorigen Jahr gemeinsam mit seinen Stellvertretern Rene Rothhanns und Rene Laube seines Amtes enthoben worden war*, nahm bei der Veranstaltung Stellung zu dem gegen ihn selbst sowie gegen Laube und Rothhanns eingeleiteten Parteiordnungsverfahren. Wie Haller berichtete, liegt seit Mai eine erste Entscheidung des Landesschiedsgerichts vor. „Das gegen uns ausgesprochene Urteil verhängte Geldstrafen, Redeverbote über zwei Jahre auf allen Veranstaltungen, Ämtersperre sowie die Verpflichtung, sich bei gewissen Elementen wie Thorsten Crämer und Melanie Händelkes zu entschuldigen“, empörte sich Haller bei der Veranstaltung: „Klar, dass mit uns das nicht zu machen ist und auch nicht zu machen sein wird.“** Das Urteil, gegen das man Revision eingelegt habe, stehe „in schroffem Gegensatz zu jeglichen Prinzipien, für die wir seit Jahr und Tag, mancher von uns seit 20 Jahren, gekämpft haben“.

„Radikalen Leuten Platz machen“

Breidbach, den der sächsische NPD-Landes- und -Fraktionsvorsitzende Holger Apfel unlängst indirekt als „Idiot“ tituliert hatte***, wandte sich gegen Äußerungen, er sei „zu radikal in meinen Äußerungen gegen gewisse religiöse Gruppierungen und so weiter“. Manche, die dies äußerten, würden sich Sorgen wegen einer strafrechtlichen Verfolgung seiner Person machen, sagte Breidbach, der wiederholt bei Demonstrationen durch rassistische und antisemitische Tiraden aufgefallen war und öffentlich von brennenden Moscheen geträumt hatte.**** Es gebe aber eine andere Gruppe, deren Argumentation er nicht im geringsten nachvollziehen könne: „Nämlich die, die meinen, ich würde mit meinen radikalen Äußerungen den durchschnittlichen Spießbürger vergraulen. Was ist schlimm daran, wenn Spießer und Pfeffersäcke aus unseren Reihen verschwinden und radikalen Leuten Platz machen?“ Die „ewigen Bedenkenträger“, die ständig Angst vor einer radikalen Außenwirkung hätten, seien „lähmende Sandsäcke für unsere Bewegung“.

Das Neonazi-Publikum im Saal quittierte das Treuebekenntnis der beiden NPDler mit viel Beifall. (ts)

* /nrwrex/2010/10/nrw-d-rener-npd-kreisvorstand-seines-amtes-enthoben-drei-ausschlussverfahren-umstritt

** Aus dem Kreis „parteifreier“ Neonazis und mit ihnen verbundener NPD-Mitglieder gibt es Vorwürfe gegen die Landesvorstandsmitglieder Thorsten Crämer und Melanie Händelkes wegen einer möglichen Zuarbeit für den polizeilichen Staatsschutz bzw. den Verfassungsschutz: /nrwrex/2010/09/nrw-npd-landesvorstand-nun-auch-mit-spitzel-problem

*** /nrwrex/2011/10/brd-holger-apfel-die-npd-und-einige-wenige-idioten-aus-nrw

**** /nrwrex/2011/10/hamen-auch-nicht-das-kleinste-ns-klischee-ausgelassen

/nrwrex/2011/10/ham-am-n-chsten-laternenpfahl-aufh-ngen

/nrwrex/2011/08/ham-noch-mehr-neonazi-redner-bei-demo