DN: Neonazi-Wählervereinigung statt NPD

DÜREN – „Die NPD Düren gibt es nicht mehr.“ Sagt Ingo Haller. Bis zum vorigen September, als ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn und seine Stellvertreter Rene Laube und Rene Rothhanns eingeleitet wurde*, war er Vorsitzender jenes Kreisverbandes. Nach seinem Rauswurf will der Kreistagsabgeordnete, der als Vormann des offen bekennenden Neonazi-Flügels innerhalb der nordrhein-westfälischen NPD galt, ebenso wie das Dürener Stadtratsmitglied Rothhanns nun mit einer neuen „Wählervereinigung“ weitermachen.

Mit dem Ausschluss seiner Person sowie von Laube und Rothhanns, der in letzter Instanz Anfang November vom Bundesschiedsgericht der Partei beschlossen wurde**, seien „dem Kreisverband seine tragenden Säulen in Form seiner aktivsten Funktionäre und Arbeiter herausgehauen“ worden, klagt Haller, der im NPD-Landesverband bis zum vorigen Jahr auch als stellvertretender Organisationsleiter fungierte, in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung.

„Weichspüler Cremer“

Inzwischen hätten sich „beinahe sämtliche Mitglieder des Kreisverbandes Düren entschlossen gemeinsam der NPD NRW den Rücken zu kehren“. Als Grund nennt Haller neben dem Ausschlussverfahren den unter dem Landesvorsitzenden Claus Cremer „eingeschlagenen unerträglichen Weichspüler-Kurses, der mehr mit den nur-populistischen Parolen von PRO Köln/PRO NRW gemein hat als mit irgend etwas anderem“. Ihm, Haller, seien im Kreisverband Düren „lediglich zwei Personen bekannt, die sich weiterhin der Partei verpflichtet fühlen“. Haller: „Allerdings kennt sich keiner von beiden mit den für die Parteiarbeit notwendigen Formalitäten aus, weshalb ich mit Berechtigung behaupten kann: Die NPD Düren gibt es nicht mehr.“

Parteifrei

Haller behauptet, Cremer habe ihn und Rothanns gebeten, die Mandate in Kreistag und Stadtrat weiterhin im Namen der NPD wahrzunehmen. Als „Gegenleistung“ habe er dafür in Aussicht gestellt, sie könnten bei den nächsten Kommunalwahlen erneut für die NPD kandidieren. Haller: „Das war mit mir und auch mit René Rothhanns nicht zu machen. Die Partei möchte uns nicht als Mitglieder in ihren Reihen, dann braucht sie uns auch nicht als Namensträger in den Parlamenten und erst Recht nicht als Kandidaten bei kommenden Wahlen.“ Er und Rothhanns würden ihre Mandate behalten und zunächst als parteifreie Kreistags- bzw. Stadtratsmitglieder arbeiten.

„Der Geist bleibt der gleiche“

Derzeit werde die Gründung einer „Wählervereinigung für den Kreis Düren“ vorbereitet. Dafür wirbt Haller schon einmal um aktive Mitglieder, aber „gerne auch“ um inaktive Fördermitglieder, um „in Zukunft tatkräftig am Kampf um Deutschland in unserer neuen Vereinigung mitzuwirken“. Der Ex-Vormann des Neonazi-Flügels innerhalb der NRW-NPD abschließend: „Wir bleiben das, was wir immer waren, und machen weiter wie bisher! Wenn die Formen sich auch wandeln mögen, bleibt doch der Geist der gleiche.“ (ts)

* /nrwrex/2010/10/nrw-d-rener-npd-kreisvorstand-seines-amtes-enthoben-drei-ausschlussverfahren-umstritt

und

/nrwrex/2010/10/nrw-wenig-spektakul-rer-rausschmiss

** /nrwrex/2011/11/lesetipp-npd-schasst-verdiente-mitstreiter

 

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