KÖLN – „Pro Köln“ und „pro NRW“ starten am morgigen Samstag ihren zweiten Versuch, durch den rechtsrheinischen Stadtteil Kalk zu demonstrieren.
Eine Pleite wie beim ersten Anlauf im November* soll es diesmal nicht werden. Damals war es ein doppeltes Debakel. Die extrem rechte, selbst ernannte „Bürgerbewegung“ hatte gerade einmal 78 Mitglieder und Anhänger für ihre Veranstaltung mobilisieren können, und nach 200 Metern war bereits Schluss für den Aufzug, weil einige Hundert Gegendemonstranten die Straße blockierten.
Letzteres konnten die Rechtspopulisten propagandistisch verschmerzen, eröffnete sich ihnen doch die Möglichkeit, sich als Opfer angeblicher Antidemokraten zu gerieren. Eine Masche, die spätestens seit dem ersten gescheiterten „Anti-Islamisierungskongress“ in der Domstadt bekannt ist.
Dass aber nur 78 „Bürgerbewegte“ in der „Hochburg“ der Rechtspopulisten auf die Straße gehen würden, dürfte deren Spitzenkräfte empfindlich getroffen haben. Das blieb auch nicht unbemerkt in jenen Kreisen, in denen sich die „Pro-Bewegung“ als akzeptable Kraft im Lager der „Rechtsdemokraten“ und „Freiheitlichen“ darstellen und gar als „unangefochtenen Marktführer“ in diesem Sektor präsentieren will.
Vor dem morgigen zweiten Demonstrationsversuch wurde entsprechend die Werbetrommel gerührt. „Die Mobilisierung für unseren Demoaufzug am Samstag läuft schon seit Wochen auf Hochtouren. Wir werden diesmal auch mehrere Busse einsetzen können“, tönte der „pro NRW“- und „pro Köln“-Vorsitzende Markus Beisicht, der auch beim Neujahrsempfang der Kölner Ratsfraktion am vorigen Sonntag für eine Teilnahme an der Demo warb.** Eine „mächtige“ und „gut besuchte“ Veranstaltung kündigt die angebliche „Bürgerbewegung“ an. Und „pro NRW“-Generalskretär Markus Wiener spricht gewohnt vollmundig davon, man werde „mit mehreren hundert Bürgern“ am Samstag auf die Straße gehen.
Intern dürfte die per Video als „Tag der Entscheidung“ angekündigte Demonstration fast schon als Pflichtveranstaltung, insbesondere für Funktionäre, gelten. Wer ohne zwingende Begründung morgen fehlt, könnte künftig Schwierigkeiten bei einer weiteren Parteikarriere haben. Glaubt man Wiener, ist die „Bürgerbewegung“ auch für den Fall, dass es zwangsweise Zwischenstopps geben wird, gewappnet: „Wir sind auf jeden Fall mit Snacks, warmen Getränken und Klappstühlen auch auf einen längeren Aufenthalt auf der Kalker Hauptstraße gut vorbereitet.“
Der sehr „pro NRW“-nahe Internetblog „freiheitlich“ hat derweil angekündigt, man werde am Samstag einen Live-Ticker einrichten. Die Ankündigung könnte der realistischen Einschätzung folgen, dass zwar 200 Leute (nach „pro“-Angaben sogar 300 Leute) zu einem Neujahrsempfang der Rechtspopulisten im beheizten Kölner Rathaus pilgern, aber nicht unbedingt bei Temperaturen knapp über null Grad nach Kalk fahren, um sich dort wahlweise die Beine in den Bauch zu stehen oder die Staffage für „pro“-Vormann Beisicht abzugeben. (rr/ts)
* /nrwrex/2011/11/k-demo-musste-nach-200-metern-stoppen
und
/nrwrex/2012/01/k-pro-mobilisiert-nun-ganz-hei
** Uns erreichten Nachfragen, warum an dieser Stelle nicht gesondert über den Neujahrsempfang von „pro Köln“ berichtet worden ist. Die Antwort: weil nach Auswertung aller Quellen (Zeitungsmeldungen, Berichte der Veranstalter, Videos, Interviews) die Veranstaltung – journalistisch betrachtet – reichlich ereignisarm verlief und keinerlei Nachrichtenwert hatte. Abgesehen von der Feststellung: Der Empfang hat stattgefunden.