SOEST – Neonazis wollen zum zweiten Mal binnen Jahresfrist am morgigen Samstag im westfälischen Soest demonstrieren.*
Erwartet werden wie bei einer Demo im vorigen Jahr** vor allem Neonazis aus dem Ruhrgebiet – insbesondere aus der Region Unna/Hamm – sowie aus dem Rheinland, vorneweg Axel Reitz und Sven Skoda, die überregional als Redner bei Demonstrationen der Szene auftreten und auch in Soest ans Mikrofon treten sollen. Anmelder der Veranstaltung ist einem Bericht des Soester Anzeigers zufolge wie 2011 Sascha Krolzig, der Anführer der „Nationalen und Sozialistischen Kameradschaft Hamm“.
Zwar soll – ebenfalls wie im vorigen Jahr – auch ein „Aktivist aus Soest“ einen Redebeitrag beisteuern. Tatsächlich aber erwies sich die Erwartung mancher überregional agierender Neonazis, in Soest könne sich in der Folge der Veranstaltung vom Februar 2011 eine stabile Kameradschaft nach dem Vorbild mancher Nachbarregionen bilden, als Illusion. Wie in anderen nicht großstädtisch geprägten Gegenden des Landes ist zwar auch in Soest ein extrem rechts geprägtes Klientel vorhanden – es fehlen jedoch die (Führungs-)Figuren, die für eine Kontinuität einer Kameradschaftsarbeit sorgen könnten.
So dürfte sich auch am Samstag ein Bild bieten, das dem des vorigen Jahres, als rund 170 Neonazis in Soest auf die Straße gingen, nicht unähnlich ist: 90 oder mehr Prozent der Teilnehmer reisen per Regionalexpress gegen Mittag am Bahnhof an, ziehen von dort zum Potsdamer Platz in der Innenstadt und zurück zum Bahnhof, um wieder mit dem nächsten Zug Richtung Ruhrgebiet und Rheinland abzufahren.
NPD-Fahnen wird man nach Lage der Dinge in Soest nicht sehen. Erlaubt sind nach den „Auflagen der Versammlungsleitung“ nur schwarz-weiß-rote und schwarze Flaggen. Die NPD wird trotzdem mit von der Partie sein. Als einer der Redner wird ihr Essener Kreisvorsitzender Marcel Haliti angekündigt.
Zu „extremen Auswüchsen am rechten Rand“ müsse seitens der NPD „Distanz gewahrt bleiben“, hatte der um ein etwas weniger braunes Image der Partei bemühte neue Vorsitzende Holger Apfel gemahnt und als Beispiel für solche schädlichen „Auswüchse“ konkret „die Gruppen um Axel Reitz“ genannt.*** Wochen vorher hatte er bereits die „Kameradschaft Hamm“ gerüffelt, weil sie „Kriminelle“ aus der Gruft hole und mit ihnen gemeinsame Veranstaltungen abhalte.**** Innerhalb der NRW-NPD interessiert das Verdikt des Vorsitzenden jedoch nicht jeden, wie Halitis angekündigter Soest-Auftritt beweist. Sein Kreisverband rief im Fall der Soester Demonstration trotz Hammer und Reitz’scher Beteiligung auch explizit zur Teilnahme auf.
Im NPD-Landesverband scheint dies auf den ersten Blick keine negativen Auswirkungen zu haben: Bei einer Kundgebung der Partei in Bochum durfte Haliti noch am Donnerstagabend neben Landeschef Claus Cremer als Redner sprechen.
Auf einer eigens für die Veranstaltung eingerichteten Internetseite werden die Teilnehmer derweil schon einmal vor strafrechtlichen Folgen von möglichen Fehltritten gewarnt. Das in Neonazikreisen beliebte Singen des HJ-Liedes „Ein junges Volk steht auf“ sollen sie unterlassen*****, sich auch nicht vermummen und „nach BRD-Recht strafbare Parolen“ vermeiden. Im vorigen Jahre hatten die Neonazis in Soest unterwegs unter anderem „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“ skandiert, zum „Straßenkampf“ aufgerufen und dazu, Migranten „plattzumachen“. (ts)
* /nrwrex/2012/02/so-neonazis-k-ndigen-erneut-demonstration
** /nrwrex/2011/02/so-170-neonazis-wollen-stra-enkampf
*** /nrwrex/2012/02/nrw-npd-chef-apfel-mag-reitz-nicht-reitz-den-npd-chef-aber-auch-nicht
**** /nrwrex/2011/10/brd-holger-apfel-die-npd-und-einige-wenige-idioten-aus-nrw
***** /nrwrex/2012/02/presseschau-hj-lied-junges-volk-gesungen-olg-best-tigt-geldstrafe-erg-nzt