Nebenbei: „Pro NRW“-Bilderrätsel

KÖLN – Eigentlich ist die Auswahl der Fotos, mit denen „pro NRW“ Beiträge im Internet illustriert, eindeutig und lässt keine Fragen offen. Eigentlich – denn am Dienstag war das anders.

Man kennt sie, die öfter wiederkehrenden Bildmotive. Parteichef Markus Beisicht mit Karl-Albrecht Schachtschneider bei einer Vortragsveranstaltung will uns zum Beispiel etwa sagen: Beisicht ist bei der Ablehnung des Euros in professoraler, also bester Gesellschaft. Parteichef Beisicht mit dem Grünen-Abgeordneten Volker Beck auf einer Straße in Köln-Kalk will uns zweierlei sagen: a) Beisicht agiert auf Augenhöhe mit einem leibhaftigen Parlamentarierer, b) jetzt wird wieder gegen die Grünen gegrantelt. Beisicht mit dem „Vlaams Belang“-Politiker Filip Dewinter hoch über den Dächern von Brüssel will uns sagen: unverbrüchliche Freundschaft beider Rechtsaußen-Parteien.

„Gemeinsam voran“

Solche Fotos, in der Vergangenheit häufig genug verwendet, vermitteln Gewissheit und Sicherheit. Hat man das Bild gesehen, muss man den zugehörigen Text nicht mehr lesen. Alles schon bekannt. Am Dienstag aber wurden wir aus unserer Ruhe gerissen. „Wahlkampagne 2012 nimmt Fahrt auf!“, meldete die selbst ernannte „Bürgerbewegung“. Zur Illustration gab’s ein Bild, das „pro NRW“-Generalsekretär Markus Wiener, dessen Amtskollegen von der österreichischen FPÖ, Harald Vilimsky, sowie die Hand einer dritten, bislang unbekannten Person zeigt, die ansonsten aber auf dem Foto brutal abgeschnitten ist. „Pro-Generalsekretär Wiener (l.) und FPÖ-Generalsekretär Vilimsky (r.): Gemeinsam die freiheitliche Opposition in Europa voranbringen!“, versucht die zugehörige Bildzeile zu erklären.

Augenhöhe 916 zu 40.000

Wiener also, der Generalsekretär einer 916-Mitglieder-Partei (Stand: Ende 2010), auf Augenhöhe mit dem Generalsekretär einer 40.000-Mitglieder-Partei. Nun gut. Aber davon abgesehen erklären Bild und Bildzeile nichts. Und im gesamten Text taucht Vilimskys Name nicht mehr auf. Es geht stattdessen

- um die „große organisatorische und finanzielle Herausforderung“ der vorgezogenen Landtagswahl,

- um den „bisher hervorragenden“ Spendeneingang („Und einige bewährte finanzstarke Freunde lassen uns auch diesmal wieder nicht im Stich“),

- um die angelaufene Plakatierung und die Verteilung der Wahlpostkarten,

- um die dezentralen Plakatlager,

- um die fast abgeschlossene Sammlung der Unterstützungsunterschriften,

- um den Einsatz eines Werbeflugzeugs in den letzten beiden Wochen des Wahlkampfes

- und schließlich um die „Freiheit statt Islam“-Tour.

Rätsel um Vilimsky

Aber wie passt Vilimsky da nicht nur aufs Foto, sondern auch ins Bild? Wird er dem eigenhändig plakatierenden Parteichef unter die Arme greifen und auf die Leiter helfen? Wird er auf dem Marktplatz in Castrop-Rauxel die letzten fehlenden Unterschriften sammeln oder in Marsberg-Bredelar Postkarten austragen? Wird er eine Garage in Wien zum dezentralen Plakatlager herrichten? Wird er das Werbeflugzeug steuern? Oder gehört er gar zu den „bewährten finanzstarken Freunden“? Wird er – die letzten beiden theoretischen Möglichkeiten kombinierend – aus dem Flugzeug heraus über dem Beisicht’schen Garten im Leverkusener Norden oder über der Wohnung von „pro NRW“-Schatzmeisterin Judith Wolter in Köln einen Koffer voller Geld abwerfen?

Die letzten beiden Fragen würden wir energisch verneinen, denn das würde ein komplett illegales Handeln voraussetzen. Die Frage also bleibt: Was macht Vilimsky genau? (rr)