D: "Russlanddeutsche Deutsche" vor dem Landtag (korrigiert)

DÜSSELDORF – Für den Veranstalter enttäuschend verlief am gestrigen Samstag eine Kundgebung der extrem rechten „Russlanddeutschen Konservativen“ vor dem Landtagsgebäude in Düsseldorf. Angetreten war der Kreis um Johann Thießen und Andrej Triller, um einen „Nationalen Gedenktag für die Opfer von Vertreibung“ zu fordern. NRW rechtsaußen berichtete am 12. und 30. Juli 2012.

Am Ende der Versammlung versuchte Veranstaltungsleiter Johann Thießen aus dem Kreis Düren den VeranstaltungsteilnehmerInnen Mut zu machen. Man käme im nächsten Jahr wieder, und bis dahin käme es darauf an, durchzuhalten und weiterzukämpfen: „Dann sind wir beim nächsten Mal vielleicht schon doppelt so viele“. Sollte diese Verdoppelung tatsächlich klappen – woran gezweifelt werden darf – würden Anfang August 2013 etwa 120 TeilnehmerInnen auf der Wiese vor dem Landtag stehen bzw. – aufgrund ihres teilweise sehr hohen Alters – auf Bierbänken sitzen. Am 4. August 2012 aber musste man sich erst einmal mit maximal 60 ZuhörerInnen zufrieden geben, die drei Stunden lang weit ausholenden Reden und überbrückenden Coreferaten der Moderation lauschten. Oder es zumindest versuchten, da GegendemonstrantInnen für eine unüberhörbare Lärmkulisse sorgten. Eine Verhinderung von „Provokationen“ durch den politischen Gegner hatten Thießen und Triller zuvor schriftlich bei der Düsseldorfer Polizei angemahnt.

Redemarathon
Den Auftakt nach einleitenden Worten des Veranstalters machte Roland Wuttke, bis zum 1. April Vorsitzender des NPD-Bezirksverbandes Oberbayern, gefolgt von Ingetraut Jochim, die weit ausholend ihre hinlänglich bekannte "Vertreibungs"geschichte zum Besten gab. Wolfram Schiedewitz aus dem niedersächsischen Seevetal, Vorsitzender des extrem rechten „Vereins Gedächtnisstätte e.V.“, stellte das Projekt „einer Gedächnisstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und in Gefangenenlager“ vor, und Walter Augsburger, „Mitglied der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Ortsgruppe Augsburg“, regte sich über die angeblich falsche Geschichtsschreibung über eine Beteiligung Russlanddeutscher an Naziverbrechen auf. Schlussendlich blickte Heilwig Holland, Vorsitzende des  „Schutzbundes für das deutsche Volk“ in eine vermeintlich düstere Zukunft ohne Deutsche und klagte über die ihrer Ansicht nach inakzeptable Geburtenquote in Deutschland. Für einen Großteil des hochbetagten Publikums, darunter auch der 83-jährige bekennende Holocaustleugner Joachim Schäfer, eine unlösbare Aufgabenstellung.

NPD im Hintergrund
Im Gegensatz zu 2008 und 2009 durften bei ihrer nunmehr dritten Kundgebung vor dem Landtag erstmals keine Redner der NPD ans Mikro. Die Kundgebung sei „überparteilich und während des Ablaufs der Veranstaltung sollen keine Parteifahnen wehen“, heißt es in dem Aufruf. Dennoch hatten einzelne NPD-Kreisverbände, beispielsweise aus Oberhausen und Unna/Hamm, auf die Kundgebung mobilisiert und stellten etwa 10 bis 15 Prozent der Anwesenden, hielten sich aber im Hintergrund. Inhaltlich kamen sie jedoch auf ihre Kosten, die meisten der vorgetragenen Positionen – beispielsweise zur Kriegsschuld“frage“, Relativierung von NS-Verbrechen sowie „Verbrechen an Deutschen“ –  wichen nicht wahrnehmbar von NPD-Positionen ab. Und auch das Absingen des „Liedes der Deutschen“ – selbstverständlich in allen drei Strophen – war so ganz nach ihrem Geschmack.