DO: Update zum Verbot des NW Dortmund und der KS Hamm

DORTMUND - Insgesamt 96 Objekte seien heute früh im Zusammenhang mit dem Verbot der zu "Vereinen" erklärten Gruppierungen "Nationaler Widerstand Dortmund" und der "Kameradschaft Hamm" durchsucht worden. Dies teilte die Dortmunder Polizei heute Nachmittag in einer Pressekonferenz mit. Durch das systematische Durchleuchten der neonazistischen Szene habe man „wesentlich dazu beigetragen", die Verbote zu ermöglichen.

Verbotsverfügungen in JVA übergeben

Neben den Hauptschwerpunkten der Razzia in Dortmund und Hamm seien auch Objekte in Lünen, Bochum, Unna, Gelsenkirchen, Essen, Herdecke, Münster, Ahlen, Welver, Bielefeld und Wuppertal durchsucht worden. Hinzu kommen die Haftzellen von vier inhaftierten Neonazis, die - je zwei - den beiden verbotenen "Vereinen" zugerechnet wurden und denen heute zwischen 5.00 und 5.30 Uhr die ersten Verbotsverfügungen zugestellt wurden, um dann ab 6.00 Uhr mit der Razzia beginnen zu können, ohne dass Gefahr bestand, dass bis dahin etwas "durchsickert". Und offenbar war tatsächlich nichts "durchgesickert", überraschte Gesichter und das Auffinden von Waffen, darunter auch eine scharfe Langwaffe und ein scharfer Revolver, hätten hiervon gezeugt. Neben Waffen, PCs, Handys und Propagandamaterial wurde auch sämtlicher "Vereins"besitz beschlagnahmt, hierzu zählen auch die "Vereins"räumlichkeiten, also das "Nationale Zentrum" in Dortmund und die "Villa Kunterbraun" in Hamm. Als temporärer Zwischenmieter tritt bis zur Neuvermietung jetzt das Land NRW in Erscheinung.

"Mitglieder"zahlen

Dem NW Dortmund zugerechnet wurden sowohl die Dortmunder "Autonome Nationalisten"-Struktur um Dennis Giemsch als auch die "Skinhead Front Dortmund-Dorstfeld" sowie Personen aus anderen Städten, die in die Dortmunder Struktur eingebunden gewesen sein sollen, insgesamt 62 "Mitglieder", während die "Kameradschaft Hamm" 25 "Mitglieder" gehabt haben soll.

Stets mit dabei: die Partei

Offenbar wurde auch "das eine oder andere NPD-Mitglied" als "Mitglied" einer der beiden nunmehr verbotenen Gruppierungen geführt, und bekam heute früh folgerichtig Besuch. Dass sich unter diesen auch der amtierende NPD-Kreisvorsitzende Unna/Hamm, Hans Jochen Voß, befindet, wurde zwar polizeilicherseits nicht bestätigt, darf aber als mehr als wahrscheinlich angesehen werden. Voß selbst hat zudem nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er dem NW Dortmund sehr nahe steht und diesen nach Kräften - auch finanziell - unterstützt. In einem Nebentrakt des Dortmunder "Nationalen Zentrums" wurden nach Polizeiangaben zudem über 1.000 Wahlkampfplakate der NPD gefunden.

Verbot der "Nationalen Antikriegstagsdemo"?

Inwiefern sich das Verbot des NW Dortmund auf den bevorstehenden Aufmarsch am 1. September auswirken könnte, dazu wollte sich Polizeipräsident Norbert Wesseler nicht festlegen. Er habe aber immer schon gesagt, dass er bis zuletzt prüfen wolle, ob ein Verbot möglich sei. Dies wolle er jetzt auf veränderter Grundlage erneut angehen.