D: AfD-Bundestagskandidat mit FPÖ-Kontakten

DÜSSELDORF - Die "Alternative für Deutschland" schickt in NRW einen mehrfach im Namen der ultrarechten FPÖ aufgetretenen Unternehmer in die Bundestagswahl. Der 55-jährige Ulrich Wlecke aus Düsseldorf ist von der NRW-"Alternative" auf ihrem zweiten Landesparteitag am 4./5. Mai im sauerländischen Schmallenberg auf Platz vier ihrer Kandidatenliste gewählt worden.  Er ist zudem bei den "Freien Wählern" in Düsseldorf tätig, war zuvor bei der CDU und in den 1980er Jahren in Organisationen rechts des etablierten Parteienspektrums aktiv.

Experte für die FPÖ

Wlecke, ehemaliger Präsident des Rotary-Clubs in Mettmann und bis heute in der katholischen Kirche engagiert - etwa für den Kölner Diözesanrat -, hat in den Jahren 2009 und 2010 bei Parlamentsanhörungen in Wien als Experte für die FPÖ gesprochen.  Er ist zudem im Mai 2010 auf einer Pressekonferenz der FPÖ aufgetreten, die ihn explizit als "freiheitlichen Budget-Experten" bezeichnete. Gemeinsam mit ihm wandte sich der damalige FPÖ-Nationalratsabgeordnete Lutz Weinzinger an die anwesenden MedienvertreterInnen. Weinzinger ist in Österreich unter anderem für eine Wahlkampf-Äußerung aus dem Jahr 2008 bekannt. Er forderte wörtlich: "Jede blonde, blauäugige Frau, die Deutsch als Muttersprache hat, braucht drei Kinder - sonst holen uns die Türkinnen ein." Zu dieser Äußerung befragt, bekräftigte Wleckes Ko-Referent: "Ich stehe dazu."

Auf Mehrheitsübernahmen konzentriert

Rotarier Wlecke ist seit 2010 Geschäftsführender Gesellschafter der Beteiligungsgesellschaft "Elbe Partners" aus Hamburg, die sich - so beschrieb es die "Financial Times Deutschland" im Januar 2010 - "auf die Mehrheitsübernahme kleiner bis mittelgroßer Mittelständler" konzentriert. Zuvor hatte der heutige Bundestagskandidat der "Alternative für Deutschland" zunächst Beteiligungs-Transaktionen im Investmentbanking-Bereich der WestLB begleitet und war dann 1991 bei der Unternehmensberatung Roland Berger tätig geworden, wo er es bis zum Aufsichtsratsmitglied brachte. 2004 wechselte er zu der Beratungsgesellschaft AlixPartners, für die er den Modellbahn-Hersteller Märklin beriet. Ende 2007 lobte Wlecke Märklin als "Musterfall einer gelungenen Restrukturierung"; nur etwas mehr als ein Jahr später musste das Unternehmen, das immerhin fast acht Millionen Euro an AlixPartners gezahlt hatte, Insolvenz anmelden. Laut "Elbe Partners" kann Wlecke als "ausgewiesener Experte im Bereich Restrukturierung, Sanierung und Krisenmanagement" gelten. Die Firma hat zeitgleich mit seinem Beitritt ein Büro auf der teuren Düsseldorfer Königsallee eröffnet.

Rechtsaußen-Beziehungen

Ulrich Wlecke ist bereits vor seiner Aufstellung zum Bundestagskandidaten der "Alternative für Deutschland" politisch aktiv gewesen. Dies gilt nicht nur für seine Tätigkeit bei den "Freien Wählern", die er derzeit im "Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Liegenschaften" des Düsseldorfer Stadtrats vertritt. Medienberichten zufolge gehörte Wlecke zuvor zwölf Jahre der CDU an. Davor wiederum war er in Organisationen rechts des etablierten Parteienspektrums aktiv. Wlecke betätigte sich während seines BWL-Studiums an der Universität Münster nicht nur bei der "Burschenschaft Franconia" aus Münster, deren Mitglied er im Wintersemester 1978/79 wurde, sondern auch beim "Ring Freiheitlicher Studenten" (rfs), der 1977 - nach österreichischem Vorbild - in Köln aus burschenschaftlichen Kreisen gegründet worden war und als ultrarechte Alternative zur CDU-Hochschulorganisation RCDS fungierte.  1990 war Wlecke laut Angaben des Bundeswahlleiters stellvertretender NRW-Landesvorsitzender der damaligen Modepartei der extremen Rechten, der REPs ("Die Republikaner"); laut Recherchen der Journalistin Franziska Hundseder war er auch in deren Versuche involviert, eine Parteistiftung zu gründen ("Franz-Schönhuber-Stiftung"). Seine Auftritte bei der FPÖ belegen, dass er bis in die jüngste Vergangenheit Beziehungen nach rechtsaußen unterhält.