BO: „Old School Society“ unter Terrorismusverdacht

BOCHUM – Auf Veranlassung des Generalbundesanwalts (GBA) ging die Polizei am Mittwoch morgen bundesweit gegen mehrere Neonazis vor, denen vorgeworfen wird, eine terroristische Vereinigung gebildet zu haben. Die Gruppe soll „Anschläge auf namhafte Salafisten, Moscheen und Asylbewerberunterkünfte“ geplant haben. Ob konkrete Anschlagziele und -termine geplant wurden, sollen laut GBA die weiteren Ermittlungen klären. Bei den Razzien seien „pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft" sichergestellt worden. Zugleich wurden Haftbefehle gegen vier Personen vollzogen.

Dabei handelte es sich um die beiden als Rädelsführer der Vereinigung beschuldigten Andreas Hafemann (56 J.) und Markus Wilms (39 J.) sowie die 22-jährige Denise Vanessa G. und den 47-jährigen Bochumer Olaf Ogorek. Sie alle sollen einer Gruppe namens „Old School Society” (OSS) angehören. Ogorek firmierte als ihr „Pressesprecher".

NRW-Innenminister Ralf Jäger bezeichnete die Razzien in einer Pressemitteilung „als Ergebnis der guten Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden“. Die Erkenntnisse zu der Gruppe seien „im Verfassungsschutzbund ausgetauscht“ worden und hätten die Festnahmen ermöglicht. „Wir handeln rechtzeitig und entschlossen gegen den braunen Sumpf“, so der Minister, der bemüht ist, die Aktion öffentlichkeitswirksam zu vermarkten. Auch der GBA hatte die Bedeutung von Erkenntnissen der Verfassungsschutzämter für die Ermittlung in seiner Mitteilung hervorgehoben.

Gleichwohl ist festzuhalten, dass die Gruppe „Old School Society“ alles anderes als konspirativ agierte. Ungewöhnlich für eine terroristische Zelle betreibt sie eine Facebook-Seite, die sogar über ein Impressum inklusive Kontakttelefonnummer und E-Mail-Adresse verfügt. Als Verantwortliche werden Andreas Hafemann, „Olli Ruhrpott“ (alias Olaf Ogorek) sowie „Schwarz“ angegeben. Rund 3.000 Personen haben den „Gefällt mir“-Button gedrückt und somit die Meldungen der Seite abonniert.

Zudem wurden auf der Facebook-Seite zahlreiche unverpixelte Fotos von internen Veranstaltungen sowie von rechten Aufmärschen veröffentlicht. Unter anderem vom „Die Rechte“-Aufmarsch am 28. März in Dortmund und der Versammlung der „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) am 26. Oktober 2014 in Köln.

Die OSS gründete sich offenbar im September 2014, zu einer Zeit als auch die HoGeSa an die Öffentlichkeit traten. Auf Facebook warb die Gruppe aktiv um neue Mitglieder. Am 15. September veröffentlichte sie einen Appell, der zum Mitmachen aufrief: „(…) wir stehen zusammen, aktiv für unser Vaterland, für die Ehre unserer Ahnen und die Zukunft unserer Kinder. Kameradschaft ist mehr als ein Wort, alte Werte unvergessen. Es ist unsere Pflicht! Es liegt in unseren Händen! Bist du bereit, dann schließe dich uns an, die OSS braucht jede Frau und jeden Mann.“ Wenig später, im Dezember 2014 hieß es, man suche „neue Mitglieder in unserem Support, oder als Unterstützer in der Fangruppe“.

Der „Präsident“ der OSS, Hafemann, veröffentlichte auf seiner Seite Fotos, auf denen er mit Waffen hantiert. Außerdem finden sich in seinem Profil Bilder der Gedenkstätte Sachsenhausen, versehen mit dem Kommentar „Deutschland muss Platz schaffen (…) nehmen wir diese Stätten, bauen sie wieder aus (…) und schaffen eine Art bewohntes Museum“. In einem weiteren Kommentar bezeichnete er den Holocaust als „eine Lüge die uns seit Jahrzehnten aufgetischt wird“. Hafemann verfügt nach Angaben der Journalistin Andrea Röpke über Verbindungen nach NRW: Der in Augsburg lebende 56-jährige stammt aus Mülheim an der Ruhr.

Auch der im sächsichen Borna lebende Markus Wilms hat einem Bericht von Michael Klarmann zufolge Verbindungen nach NRW. Er war Mitglied der verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) und lebte in Düren, so Klarmann.