Pennäler für „Freiheit, Ehre, Vaterland“

Rechte Schülerverbindungen in der Bundesrepublik

In der Diskussion um die extrem rechte Vita des brandenburgischen AfD-Vorsitzenden Andreas Kalbitz wurde ein bemerkenswertes Detail kaum genannt: seine Mitgliedschaft in der Schülerverbindung „Pennale Burschenschaft Saxonia-Czernowitz zu München“. Diese ist die Schülerverbindung der berüchtigten „Burschenschaft Danubia München“. Obwohl die Zahl der Schülerverbindungen nicht besonders groß ist, sind ihre Mitglieder inzwischen gehäuft in den Reihen der AfD zu finden.

In der Diskussion um die extrem rechte Vita des brandenburgischen AfD-Vorsitzenden Andreas Kalbitz wurde ein bemerkenswertes Detail kaum genannt: seine Mitgliedschaft in der Schülerverbindung „Pennale Burschenschaft Saxonia-Czernowitz zu München“. Diese ist die Schülerverbindung der berüchtigten „Burschenschaft Danubia München“. Obwohl die Zahl der Schülerverbindungen nicht besonders groß ist, sind ihre Mitglieder inzwischen gehäuft in den Reihen der AfD zu finden.Schülerverbindungen, die sich selbst auch als „Pennälerschaft“, „gymnasiale Burschenschaft“, „pennales Corps“, „Pennalburschenschaft“, „Schüler-Corps“ oder „Jungburschenschaft“ bezeichnen, sind in Deutschland seit etwa 150 Jahren anzutreffen. Im Jahr 2007 gab es in der Bundesrepublik etwa 140 „Pennalien“, davon die meisten in Süddeutschland mit deutlichen Schwerpunkten in Franken und Baden.

Im Prinzip ähneln Schülerverbindungen den akademischen Studentenverbindungen. Die meisten sind konservativ, erziehen ihre Mitglieder entsprechend, transportieren ein entsprechendes Menschen- und Gesellschaftsbild und sind zudem als Männerbund organisiert, in dem Frauen nur eine Position als Zuschauerin zugewiesen wird. Es existiert ein extrem rechter Rand, dem etwa zehn Prozent aller Schülerverbindungen zugerechnet werden können.

Ein Teil der Schülerverbindungen ist auch „schlagend“, praktiziert aber statt des Mensurfechtens das „Pennale Fechten“. Dabei wird das Mensurfechten mit dem leichten Säbel mit stumpfer Klinge nachgeahmt, so dass Verletzungen ausgeschlossen sind.

Manche Schülerverbindungen sind direkt an Studentenverbindungen angebunden. Oft haben sie dann auch ihren Sitz „auf“ dem Haus ihrer Mutterverbindung. Diesen dienen sie auch als vorgeschobene Rekrutierungsstelle. Schülerverbindungen richten sich in der Regel an 14- bis 19-jährige männliche Gymnasiasten. Nach dem Beginn des Studiums erfolgt nicht selten der Eintritt in die entsprechende Mutterverbindung.

Es gibt keinen deutschlandweiten Dachverband aller Schülerverbindungen. Diese organisieren sich vor allem regional, zum Beispiel im Pennäler Kartell Baden, im Fränkischen Absolventen Convent oder im Passauer Senioren Convent, in dem viele bayrische Schülerverbindungen organisiert sind. Eine Ausnahme stellt der extrem rechte Allgemeine Pennäler-Ring (APR) dar.

Der „Allgemeine Pennäler-Ring“ (APR)

Schon der Name weist darauf hin, dass der APR in dem älteren und größeren Österreichischen Pennälerring (ÖPR) sein Vorbild sieht. Mit dem ÖPR arbeitet er seit 1992 zusammen. Was die Deutsche Burschenschaft (DB) bei den Studentenverbindungen ist, ist der 1990 gegründete APR bei den Schülerverbindungen: ein Sammelbecken extrem rechter Burschenschaften. Er steht der DB in jeder Hinsicht nahe. Kein Wunder: Er wurde 1990 von der pennalen Burschenschaft Iuvenis Gothia zu Berlin initiiert, der Tochterverbindung der DB-Burschenschaft Gothia zu Berlin.

Der APR hat derzeit 13 Mitgliedsbünde, von denen aber nur die Hälfte aktiv ist: die Pennale Burschenschaft Iuvenis Gothia zu Berlin, die Pennale Burschenschaft Teutonia Hamburgia (inaktiv), die Hamburger Pennale Burschenschaft Chattia, die Schülerverbindung Albia Harburgensis zu Harburg/Elbe (inaktiv), die Pennälerverbindung Hansea zu Göttingen, die Erste Rostocker Pennale Burschenschaft von Blücher (inaktiv), die gymnasiale Burschenschaft Virtus zu Kaltenkirchen (Schleswig-Holstein), die Pennale Burschenschaft Theodor Körner zu Chemnitz (inaktiv), die Pennale Burschenschaft Hoffmann von Fallersleben, die Pennale Burschenschaft Germania Kiel, die Pennale Burschenschaft Ernst Moritz Arndt Greifswald, die Pennale Burschenschaft Germania zu Staßfurt bzw. Halle (inaktiv) und die Pennälerschaft Amicita Kassel.

Schwerpunkt des APR ist damit Norddeutschland. Seitdem die Pennale Bur­schen­schaft Saxonia-Czernowitz zu München den Verband 2010 verlassen hat, gibt es keinen APR-Mitgliedsbund in Süddeutschland mehr. Obwohl in München angesiedelt, ist die Saxonia-Czernowitz heute Mitglied im ÖPR. Der ÖPR vereint etwa 60 Mitgliedsbünde mit etwa 5.000 Mitgliedern, die der FPÖ nahestehen.

Laut Eigenangabe hatte der APR im Jahr 2013 dagegen lediglich 300 Mitglieder. Zweimal im Jahr werden „Pennälertage” veranstaltet, zuweilen auch APR-Arbeitstagungen. Der zuletzt bekannt gewordene 28. Pennälertag fand am 30. April 2018 in Bochum statt, mutmaßlich bei der dortigen DB-Burschenschaft Arminia.

Innerhalb des APR existiert auch eine gewisse ideologische Bandbreite. So kann die Hamburger Pennale Burschenschaft Chattia (Wahlspruch: „Volkstum − Wahrheit − Recht“) als neonazistisch eingeschätzt wer­den, während andere APR-Schülerverbindungen eher der Schüler Union nahe stehen.

Außer mit Werbeanzeigen in extrem rechten Magazinen wie Zuerst! treten APR-Bünde selten nach außen in Erscheinung. Der APR-Stand auf dem „neurechten“ Vernetzungskongress „Zwischentag“ 2012 in Berlin war eher die Ausnahme als die Regel. Dennoch entstammen dem APR wichtige rechte Funktionäre. Felix Menzel aus Dresden, lange Zeit Chefredakteur der neurechten Blauen Narzisse, war 2005 Vorsitzender des APR. Als Sonderausgabe der Blauen Narzisse erschien im November 2005 das „Geleitheft der konservativen Jugend“, eine Art Manifest des APR. Menzel ist Mitglied der Pennalen Burschenschaft Theodor Körner zu Chemnitz.

Freilich ist eine extrem rechte Ausrichtung nicht auf den APR beschränkt. Auch wenn dort die meisten extrem rechten Schülerverbindungen organisiert sind, existieren noch weitere mit ähnlicher Orientierung wie die Pennale Burschenschaft Normannia Winterberg zu Passau, die Pennälerverbindung Borussia Berlin oder die pennal-wehrhafte Verbindung Yggdrasil in Erlangen.

Unklar ist, ob Schülerverbindungen all­gemein und der APR im Speziellen von dem Rechtsruck in der Bundesrepublik profitieren können. Dagegen spricht, dass Schüler*innen sich derzeit eher nach links politisieren („Fridays for Future“) und dass der gestiegene Leistungsdruck (G8) Aktivitäten in einer Schülerverbindung erschwert. Andererseits benötigen die wenigen rechten Schülerverbindungen keinen Massenzulauf, um Erfolg zu haben.

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