Kampf um die Kurven

Einleitung in den Schwerpunkt

Gewalttätige Konfrontationen unter Fußballfans desselben Vereins machen zunehmend Schlagzeilen. Im Fokus stehen beileibe nicht nur die unteren Spielklassen oder ostdeutsche Vereine, sondern Bundesligisten wie Borussia Dortmund, MSV Duisburg oder Eintracht Braunschweig. Jüngst machte auch Fortuna Düsseldorf durch einen eskalierenden Konflikt in der Fanszene von sich reden. Die Frontstellungen ähneln sich vielerorts: Rechtsgerichtete Hools sowie sich selbst als „unpolitisch“ bezeichnende Ultra-Gruppen und Fanclubs stehen den sich als antirassistisch verstehenden Ultras gegenüber.

Gewalttätige Konfrontationen unter Fußballfans desselben Vereins machen zunehmend Schlagzeilen. Im Fokus stehen beileibe nicht nur die unteren Spielklassen oder ostdeutsche Vereine, sondern Bundesligisten wie Borussia Dortmund, MSV Duisburg oder Eintracht Braunschweig. Jüngst machte auch Fortuna Düsseldorf durch einen eskalierenden Konflikt in der Fanszene von sich reden. Die Frontstellungen ähneln sich vielerorts: Rechtsgerichtete Hools sowie sich selbst als „unpolitisch“ bezeichnende Ultra-Gruppen und Fanclubs stehen den sich als antirassistisch verstehenden Ultras gegenüber. Das bekannteste Beispiel für eine Koalition aus eingesessenen Hools, Neonazis und rechtsgerichteten Ultras findet sich beim Viertligisten Alemannia Aachen. Hier wurden die Aachen Ultras (ACU) regelrecht aus dem Stadion geprügelt. Dieser „Erfolg“ rechter Kräfte fand offenbar Nachahmer in anderen Stadien.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete im November 2013 sogar von einem rechten Netzwerk, das 17 deutsche Hooligangruppen über die Vereinsgrenzen hinweg gebildet hätten. Das Ziel dieses Zusammenschlusses: die Zurückdrängung von eher linksgerichteten und antirassistischen Ultra-Gruppen aus den Stadien und die „Herstellung alter Werte“ in den Fanszenen, die vor allem mit der Losung „Keine Politik im Stadion“ präsentiert werden. „Keine Politik“ bedeutet in diesem Kontext in erster Linie die Zurückweisung jeglichen Engagements gegen Rassismus und Diskriminierung. Rechte Gesinnung wird nicht als „politisch“ begriffen: Während antifaschistische Fans das erklärte Feindbild sind, werden Neonazis und NPD-Anhänger_innen weiterhin als Teil der Fanszenen akzeptiert. Sicher nicht zufällig sollen auch Borussenfront-Mitglieder aus Dortmund an einem solchen Treffen von Hooligans teilgenommen haben. Die Borussenfront ist eine der ältesten rechten Hoolgangs, deren Gründungsmitglied Siegfried Borchardt heute Spitzenkandidat von Die Rechte zur Kommunalwahl in Dortmund ist.

Wurde der an Bedeutung gewinnenden Ultra-Jugendkultur in den vergangenen Jahren eine Zurückdrängung der offen auftretenden rechten Fangruppen zugeschrieben, so zeigt sich nun vielerorts, dass die Verhältnisse in den Fanszenen wieder kippen können, wenn rechtsgerichtete Hools die Machtfrage stellen, dabei Verbündete unter den Fans finden und auf Ignoranz in den Vereinsführungen treffen. Steht eine antifaschistische Fankultur also vor der Verdrängung? Droht in den Stadien ein Rechtsrutsch?