„Die Rechte“ im westlichen Ruhrgebiet

Zur Gründung der DR-Kreisverbände Duisburg und Oberhausen

Nach dem Niedergang des „Nationalen Widerstands Duisburg“ (NWDU) war es in Duisburg in Bezug auf organisierte Neonazi-Strukturen für eine Weile relativ ruhig. Als Wendepunkt kann der 14. April 2018 begriffen werden, an dem Duisburger Neonazis einen Anreisetreffpunkt zum „Europa Erwache“-Aufmarsch der „Die Rechte“ (DR) in Dortmund organisierten. Inzwischen gibt es nun auch DR-Kreisverbände in Duisburg und Oberhausen.

Nach dem Niedergang des „Nationalen Widerstands Duisburg“ (NWDU) war es in Duisburg in Bezug auf organisierte Neonazi-Strukturen für eine Weile relativ ruhig. Als Wendepunkt kann der 14. April 2018 begriffen werden, an dem Duisburger Neonazis einen Anreisetreffpunkt zum „Europa Erwache“-Aufmarsch der „Die Rechte“ (DR) in Dortmund organisierten. Inzwischen gibt es nun auch DR-Kreisverbände in Duisburg und Oberhausen.

Über 80 Neonazis fanden sich am 14. April 2018 am Duisburger Anreisetreffpunkt ein, unter ihnen auch Mitglieder der Bruderschaft Deutschland aus Düsseldorf, Neonazis aus den Regionen Aachen/Heinsberg, Köln und Wuppertal sowie eine größere Duisburger „Reisegruppe“. Unter den Duisburgern befand sich auch der ehemalige FAP- und spätere NPD-Funktionär Ralf Panek, der derzeit wegen eines Angriffs auf linke Gegendemonstrant*innen während einer PEGIDA-NRW-Demo unter Bewährung steht, und seine damalige Ehefrau Andrea Streyer. Etwa fünf Wochen später, am 18. Mai 2018, gründete sich dann der Die Rechte-Kreisverband (KV) Duisburg, mit dem schon in NWDU-Zeiten federführenden Thomas Eckleder als Kreisvorsitzendem.

Demos und Gedenken

Die ersten Aktivitäten waren vor allem kleinere Banner- oder Zettelaktionen sowie die Teilnahme an demonstrativen Aktionen der DR und „Freien Kräfte“. Zumeist mit unter den fünf bis zehn Teilnehmenden gesichtet wurden neben Eckleder und Streyer auch die Neonazis Benny Berger und Daniela Bünnagel-Ueter, heute Daniela Berger-Ueter aus Oberhausen sowie Daniel Derksen aus Duisburg.

Eine der ersten gemeinsamen Anreisen zu einem Aufmarsch nach der KV-Gründung gab es am 10. November 2018 nach Bielefeld zu einer Solidaritätsdemonstration für die inhaftierte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck. Neben den bereits benannten Neonazis nahmen hieran unter anderem auch die ebenfalls altbekannten NWDU-Aktivisten Adrian Albrecht und Marcel Schmuck sowie der HoGeSa-Mitbegründer Mario Leisering aus Oberhausen teil. Beim jährlichen Täter-Opfer-Umkehr-„Trauermarsch“ in Remagen (Rheinland-Pfalz) betätigten sich am 17. November 2018 unter anderem Derksen, Eckleder und die Mönchengladbacherin Simone Hohensee als gemeinsame Transparentträger*innen.

Zu den Aktionen der DR Duisburg zählen auch „Heldengedenken“, eine Aktionsform, die nahtlos an alte NWDU-Zeiten anknüpft. Im Europawahlkampf veranstaltete der KV in Duisburg und Oberhausen mehrere Infostände, verteilte Flyer und sammelte Unterstützungsunterschriften, etwa in der Duisburger Innenstadt, den Duisburger Stadtteilen Meiderich, Ruhrort, Neumühl und Walsum sowie in Oberhausen-Sterkrade. Bei den meisten dieser Aktionen erhielt die örtliche DR Unterstützung von Dortmunder DR-Aktivist*innen, wie beispielsweise Michael Brück oder der aus Duisburg stammenden Damiana Glied. Auch die zeitweise inaktive Carina Hasselbach, geborene Dudel, die früher im NWDU und der rechten MSV-Fangruppe Sektion Friemersheim organisiert war, ist seit Anfang 2019 wieder in Duisburg aktiv.

Der DR-KV Oberhausen

Wohl aufgrund interner Verwerfungen gründete sich am 30. April 2019 dann der DR-Kreisverband Oberhausen. Als Kreisvorsitzender fungiert Benjamin Berger, als seine Stellvertreterin seine heutige Ehefrau Daniela Berger-Ueter. Zum Aktivist*innenstamm zählen unter anderem André May, Sven Wiesner und Ramona Kunert. Der aus Brandenburg an der Havel stammende, hafterprobte und gewaltbereite Tätowierer Berger, der seine Gesinnung mit einem „Rassist“-Tattoo im Gesicht und einem Hitler-Porträt-Tattoo auf dem Unterarm offen zur Schau stellt, ist erst vor wenigen Jahren von Koblenz nach Oberhausen gezogen. Neben seiner „Partei“-Arbeit und aktivistischen Straßenaktionen wie dem Anbringen antisemitischer Sticker an jüdischen Gemeinden betätigt er sich als „YouTuber“ und mit seinem Medienprojekt „Jugend bewegt!“.

Der 1. Mai 2019 und die Entwicklung danach

Auch wenn die Gründung des Duisburger DR-KV noch nicht lange zurückliegt, so scheint dieser doch das Vertrauen des Parteivorstands zu genießen. Darauf deutet nicht zuletzt die Austragung des diesjährigen 1.-Mai-Aufmarsches der DR in Duisburg hin. Gegen das Vorhaben, den Internationalen Kampftag der Arbeite­r*in­nen für neonazistische Hetze zu vereinnahmen, formierte sich vor Ort breiter Gegenprotest. Alleine das antifaschistische Bündnis RiseUp mobilisierte über 1.000 Menschen, die ihr eigenes Verständnis von Solidarität auf die Straßen trugen und versuchten, den Aufmarsch zu blockieren, was aber durch ein martialisches Polizeiaufgebot verhindert wurde. Letztendlich konnten am 1. Mai etwa 280 Neonazis ihre offen volksverhetzenden und antisemitischen Redebeiträge und Parolen im Stadtteil Wanheimerort verbreiten, die Zahl der Teilnehmenden blieb jedoch weit hinter den Erwartungen des Veranstalters zurück.

In der Zeit nach dem Aufmarsch wurde es dann etwas ruhiger um den DR-KV Duisburg, sieht man einmal von einer Mini-Kundgebungstour der Partei durch NRW ab, die am 23. Mai auch in Duisburg-Meiderich Station machte — erneut konfrontiert mit Gegenprotest. Ein ungeschickter Neonazi rempelte hierbei versehentlich eine ältere Teilnehmerin der eigenen Kundgebung eine Treppe hinunter, was seitens der DR Duisburg im Anschluss im klassischen Opfermythos-Duktus beklagt wurde. Besonders zufrieden mit der Aktion jedoch konnten weder die Dortmunder Reisekader noch die örtlichen Aktivist*innen sein.

Einschätzung

Auch wenn der Aufbau neuer Neonazi-Strukturen unter dem Deckmantel einer Partei bisher eher schleppend vorangeht und die KV Duisburg und Oberhausen kaum eigenständig handlungsfähig sind, ist die Entwicklung doch als besorgniserregend zu bezeichnen. Durch die Gründung wurden ältere Neonazis reaktiviert und bisher nicht aktive zum Mitmachen motiviert. Zudem ist eine zunehmende Vernetzung mit rechten Milieus außerhalb des eigenen Spektrums zu beobachten, insbesondere mit Bezug auf das rechte Hooligan-Spektrum und deren rassistische „Bürgerwehren“, was für von Rassismus Betroffene oder als politische Feinde markierte Menschen mit einer zunehmenden Bedrohung einhergeht. Ebenso wie in einigen anderen NRW-Kommunen präsentiert sich Die Rechte als wichtigstes Sammelbecken militanter Neonazis, rassistischer Hooligans und anderer rechter Gewalttäter*innen — vor dem Hintergrund eines gesellschaftlichen Rechtsrucks und einer stetigen Normalisierung rassistischer und faschistischer Rhetorik durch AfD und Konsorten. Auch die bis vor kurzem noch um Distanzierung bemühte Identitäre Bewegung scheint den Kontakt zur Die Rechte nicht mehr zu scheuen, wie sich zuletzt bei der 700-köpfigen MG steht auf-Demonstration am 8. September 2019 in Mönchengladbach beobachten ließ. Dort suchte der Ex-NWDUler und heutige IB-Aktivist Dominic Müller das Gespräch mit Michael Brück aus Dortmund.

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