Zwischen provokativ und staatstragend

Die „Junge Alternative“

Die „Junge Alternative“ (JA) tut das, was alle Jugendorganisationen tun: Sie positioniert sich ein Stück jenseits der offiziellen Linie der Mutterpartei, sie bietet eine Spielwiese für den Nachwuchs und bindet gleichermaßen die Führungskräfte von morgen ein.

Die „Junge Alternative“ (JA) tut das, was alle Jugendorganisationen tun: Sie positioniert sich ein Stück jenseits der offiziellen Linie der Mutterpartei, sie bietet eine Spielwiese für den Nachwuchs und bindet gleichermaßen die Führungskräfte von morgen ein.

„Wir sind es den Soldaten, Polizisten und Beamten unter uns schuldig, eine klare Linie zu ziehen. Und das machen wir auch“, ließ Sven Tritschler aus Köln, einer der beiden Bundesvorsitzenden der JA mit Blick auf die Identitäre Bewegung (IB) verlauten, nachdem die Verfassungsschutzbehörden erklärt hatten, die Organisation beobachten zu wollen. Die Realität sieht jedoch anders aus: An vielen Orten mischt die IB bei der AfD-Jugendorganisation mit — so bei der Gründung der JA in Paderborn im Januar 2014 (siehe LOTTA #64, S. 14).

Die taktisch motivierte Aussage ist vielmehr einer Arbeitsteilung geschuldet. Trischtler gibt den staatstragenden Nachwuchspolitiker, während sein Kollege Markus Frohnmaier mit Aufstandsparolen und Pöbeleien gegen Politiker*innen anderer Parteien die mediale Aufmerksamkeit sichert und den rechten Rand einbindet. Damit inszeniert sich die JA innerhalb der AfD auch als stabilisierende Säule, die angeblich über einem Flügelstreit stehe.

Tritschler und Frohnmaier galten schon immer als Lucke-Gegner. Schon früher als andere Funktionäre der AfD suchten sie den direkten Kontakt zu den Jugendorganisationen extrem rechter und rechtspopulistischen Parteien wie der FPÖ und SVP, dem Front National, den Wahren Finnen und Putins Einiges Russland. Bereits 2014 fand in Köln eine JA-Veranstaltung mit Nigel Farage von der UKIP statt — damals noch gegen den erklärten Willen Luckes. Die JA probiert aus, was politisch möglich ist und fungiert damit als eine der rechten Triebkräfte innerhalb der AfD.

Das gilt auch für die vielen „Provokationen“ aus den Reihen der JA, die rassistische Positionen und auch entsprechende politische Lösungsvorschläge sagbar und damit gesellschaftsfähiger machen sollen. Am 31. Dezember 2016 postete die JA NRW ein Foto einer jungen  Frau mit einer Repetierflinte in der Hand. „Wir wünschen allzeit eine Armlänge Abstand“ stand darunter, eine Anspielung auf die Silvesterereignisse 2015/16. Die Kölner Oberbürgermeisterin hatte im Nachgang empfohlen, als Frau in Zukunft eine „Armlänge Abstand“ zu halten, um möglichst nicht belästigt zu werden.

Die 2013 gegründete und 2015 offiziell als Jugendverband der AfD anerkannte JA versucht sich im jugendgemäßen Aktionismus. Im Juli 2016 führte sie beispielsweise einen   „Flashmob“ gegen eine Kundgebung von AKP-Anhänger*innen durch, bei dem JA-Mitglieder vollverschleiert oder mit Plakaten wie „Scharia statt Grundgesetz“ durch die Kölner Innenstadt liefen. Die JA in Köln, eine der Hochburgen der Jungen Alternativen, berichtet im Netz regelmäßig über ihre Aktivitäten: Wandertag, Fußballturnier, Weihnachtsmarkt… Natürlich gibt es auch Vortragsveranstaltungen. Dass diese insbesondere finanzpolitische Themen berühren, ist kein Zufall. Ist doch der Lehramtsstudent Carlo Clemens nicht nur Vorsitzender des JA-Bezirksverbandes Köln, sondern auch Leiter des Kölner Hayek Clubs. Der Verfasser von Texten im neurechten Jugendmagazin Blaue Narzisse ist gleichzeitig Beisitzer in der Kölner AfD. Auch über andere Personen ist die JA im Zentrum des lokalen und bundesweiten Apparates verankert. Die Wege für Parteikarrieren sind bereitet.