IN und OUT

Schlaglichter auf die extreme Rechte 2022

Was ist heute noch „in“ und was „out“ in der extremen Rechten? Wir werfen nachfolgend einen Blick auf Phänomene, Organisationsformen und Begriffe, die dort aktuell eine wichtige beziehungsweise eine nicht mehr wichtige Rolle spielen. Das meint nicht, dass aktuelle „In“-Erscheinungsformen auch immer „neu“ sind. Vielmehr obliegen diese unterschiedlichen gesellschaftlichen Anknüpfungspunkten beziehungsweise Kontinuitäten und Brüchen innerhalb der extremen Rechten.

Was ist heute noch „in“ und was „out“ in der extremen Rechten? Wir werfen nachfolgend einen Blick auf Phänomene, Organisationsformen und Begriffe, die dort aktuell eine wichtige beziehungsweise eine nicht mehr wichtige Rolle spielen. Das meint nicht, dass aktuelle „In“-Erscheinungsformen auch immer „neu“ sind. Vielmehr obliegen diese unterschiedlichen gesellschaftlichen Anknüpfungspunkten beziehungsweise Kontinuitäten und Brüchen innerhalb der extremen Rechten. IN: Alternativ

Ein prägnantes Beispiel rechter Diskurspiraterie: Die, die früher voller Hass gegen die waren, die „Alternative“ genannt wurden und als unangepasst galten, präsentieren sich heute selbstbewusst und erfolgreich als Alternative „für Deutschland“.

OUT: „Autonome Nationalisten“ (AN)

Mitte der 2000er Jahre gab es unter dieser Selbstbezeichnung allein in NRW über 20 Gruppen. Um ihren Kleidungsstil und ihre Aktionsformen wurden innerhalb der Neonazi-Szene zum Teil erbitterte Kämpfe ausgetragen. Heute ist von den AN kaum noch etwas zu hören und zu sehen.

IN: Echokammern

Gibt es heute virtuell in Foren und Sozialen Netzwerken. Was auch immer man behauptet, es finden sich viele Gleichgesinnte, die liken und zustimmen. Womit der größte Unsinn zur Wahrheit und jede Diskussion darüber zwecklos wird.

OUT: Aufmärsche

Die Anreise weit, die Straßen menschenleer, die Route blockiert — und jetzt noch einmal Stop-and-Go ums Karree laufen? Da wäre so mancher Neonazi doch lieber → wandern oder zum → Kampfsport gegangen oder hätte einen → Videoclip produziert und auf → Instagram gestellt.

OUT: „Freie Kameradschaften“

Wer früher in der Neonazi-Szene etwas darstellen wollte, schloss sich einer Gruppe an, die sich „Kameradschaft“ nannte. Wer heute etwas darstellen und erreichen will, tritt dort aus und wird Mitglied der AfD, einer → Kampfsportgruppe oder einer → „Bruderschaft“.

IN: „Bruderschaften“

Eine „Bruderschaft“ ist mehr als nur „Kameradschaft“ und etwas für echte, erwachsene Männer. Mann ist sich dort selbst genug und schafft sich seinen Sehnsuchtsort, an dem Frauen und Jüngere nichts durcheinanderbringen dürfen.

OUT: „Facebook“

War noch vor wenigen Jahren ein Muss für viele extrem Rechte. Je mehr Facebook gegen allzu offensichtliche Lügen und Hetze unternahm, desto mehr wurde es zu ihrem Feindbild. Viele wechselten zu → Telegram.

IN: „Instagram“

Bis in die 2000er Jahre dienten Neonazis gedruckte oder kopierte Hefte zur Selbstdarstellung. Heute werden Bilder von Wanderausflügen, politischen Aktionen und Partys über Soziale Netzwerke wie  Instagram verbreitet.

IN: Kampfsport

Rechte Kampfsportgruppen als „Kameradschaften“ in einem neuen Gewand. Dient der Vorbereitung für den „Tag X“ sowie der Optimierung von Körper, Kraft und Männlichkeit. Das soll dem „Nationalen Sozialisten“ ein attraktives Erscheinungsbild geben.

OUT: „Nipster“

Der „Nipster“ („Nazi-Hipster“) war vor Jahren ein Hype in Medien, die entdeckten, dass auch Neonazis einen vordergründig modernen Lifestyle pflegen können. Als bemerkt wurde, dass dies weder neu noch originell ist, wurden Neonazis wieder Neonazis genannt.

IN: Verschwörungsmentalität

Ein neuer Begriff, der das gar nicht neue Bedürfnis beschreibt, alle möglichen Geschehnisse über Verschwörungsmythen zu erklären. Der Weg ist oft kurz von der „Mondlandungslüge“ zur „Corona-Plandemie“ und zur fabulierten „jüdischen Weltverschwörung“.

IN: Wandern

Der Wandertag ist bei vielen extremen Rechten (wieder) in Mode gekommen. Steht für Fitness, Heimatliebe, Naturromantik und dafür, dass man wenigstens im tiefen Wald ungestört von Antifaschist*innen und Polizei Gemeinschaft erleben kann.

Bei vielen mittlerweile OUT: Alkohol

Die neonazistische Straight-Edge-Band Terrorsphära will nicht, dass auf ihren Konzerten Alkohol ausgeschenkt wird. Das wäre früher undenkbar gewesen. Es gibt sie natürlich noch, die „alte“ Skinheadkultur, zu der Alkoholexzesse gehören. Doch sind solche Bilder seltener geworden.

IN: Videoclips

Ein Transparent an einer abgelegenen Brücke aufhängen, die Aktion filmen, daraus mit Musik und Pathos einen Videoclip produzieren und über → „Instagram“ verbreiten. Fertig ist eine politische Aktion, die viel mehr Menschen erreicht als ein → Aufmarsch.

IN: „Telegram“

Der Messenger-Dienst Telegram ist ein zentrales Kommunikationsmedium der extremen Rechten. Beliebt vor allem als → Echokammer, wo ohne Faktenchecks und Sperren jeder erdenkliche Unsinn als Wahrheit präsentiert werden kann.

OUT: NPD

Die älteste, noch aktive deutsche Neonazipartei hadert damit, dass die „Nationale Bewegung“ sie gar nicht mehr zu brauchen scheint. Keine Erfolge, keine Ideen, kein Nachwuchs. Auch der Versuch, sich als „Die Heimat“ neu zu erfinden, scheiterte.