Antifeminismus

Einleitung in den Schwerpunkt

Die Politik der Republikanischen Partei in den USA, Übergriffe junger Neonazis auf Christopher Street Day-Paraden, die Anti-Gender-Politik nicht nur der AfD oder Kampagnen von sich selbst als „Feminis-tinnen“ bezeichnenden Akteurinnen gegen Transidentität: Antifeminismus zeigt sich gegenwärtig immer stärker und in vielen Facetten.

Unter Antifeminismus kann ein übergeordnetes, zielgerichtetes Handeln gefasst werden. Dabei bestehen Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu Ungleichwertigkeits-ideologien wie Sexismus, Misogynie (Frauenfeindlichkeit) und Queerfeindlichkeit. Antifeminismus kann als eine Strategie zur Gestaltung der Gesellschaft nach patriarchalen Mustern verstanden werden. Er setzt sich, wie es die Forscherin Juliane Lang formuliert, aus einem Bündel von Einstellungen und Verhaltensweisen zur Aufrechterhaltung ungleicher Geschlechterverhältnisse zusammen.

Antifeminismus ist keineswegs auf die extreme Rechte begrenzt. Vielmehr bestehen enge Überschneidungen zum gesellschaftlichen Mainstream. In diesem Schwerpunkt geht es in erster Linie darum, diese Gemeinsamkeiten in den Blick zu nehmen. Geschlechterkonstruktionen der neonazistischen Rechten, wie sie in den LOTTA-Ausgaben #57 und 70 beschrieben wurden, werden dabei lediglich gestreift. Viele der in den Texten beleuchteten Phänomene und Zusammenhänge sehen Frauen in einer rein passiven Rolle. Doch in der extremen Rechten, ihrer politischen Arbeit wie auch in der gewalttätigen Straßenpolitik, herrscht bei Frauen häufig ein aktivistisches Grundverständnis vor. Den Widersprüchen steht ein gemeinsames Verständnis von der Ungleichwertigkeit der Geschlechter gegenüber. Und ein zentrales Ziel der extremen Rechten ist eben die patriarchal strukturierte „Volksgemeinschaft“. Zugleich ist „der Feminismus“ nicht in allen Ausprägungen gefeit vor extrem rechter Ideologie. Vielmehr besteht eine Anschlussfähigkeit an Feminismen, die Gleichstellungs- und Familienpolitik für die weiße deutsche Mittelschicht präferieren. Und die eine dualistische Naturalisierung von Weiblichkeit vornehmen.

Im vorliegenden Schwerpunkt möchten wir uns der Frage widmen, wo und in welcher Form sich der Antifeminismus der Gesamtgesellschaft und der der extremen Rechten verknüpfen und manifestieren.