Bergab in neuer Besetzung?

Von „Hausverbot“ zu „Kategorie C“

Seit Beginn dieses Jahres ist die Bremer Rechtsrock- und Hooliganband „Kategorie C“ zu fünft unterwegs. Nachdem der Gitarrist Rainer Friedrichs und der Schlagzeuger „Macke“ die Band Ende des letzten Jahres aus persönlichen Gründen verlassen hatten, rückten die drei Odenwalder Marcel Achtstätter, Florian Keil und Julian Keil nach. Die drei Neulinge sind gerade einmal Anfang 20, konnten jedoch im letzten Jahr mit ihrer Band „Hausverbot“ erste Erfahrungen in der Szene sammeln.

Seit Beginn dieses Jahres ist die Bremer Rechtsrock- und Hooliganband „Kategorie C“ zu fünft unterwegs. Nachdem der Gitarrist Rainer Friedrichs und der Schlagzeuger „Macke“ die Band Ende des letzten Jahres aus persönlichen Gründen verlassen hatten, rückten die drei Odenwalder Marcel Achtstätter, Florian Keil und Julian Keil nach. Die drei Neulinge sind gerade einmal Anfang 20, konnten jedoch im letzten Jahr mit ihrer Band „Hausverbot“ erste Erfahrungen in der Szene sammeln.

„Unpolitische“ Anfänge?

Begonnen hatte alles im Jahr 2009, als Marcel Achtstätter, Julian Keil und Florian Keil gemeinsam die Band Hausverbot gründeten. Viel ist über die Band nicht zu erfahren. Einzig in dem Sozialen Netzwerk Wer-kennt-wen existiert eine Fangruppe, in der sich die Mitglieder über vergangene und bevorstehende Konzerte austauschen können. Auf den ersten Blick deutet alles darauf hin, dass es sich um eine junge südhessische Provinzband handelt, die in Jugendräumen und Dorfclubs auftritt. Ihren Musikstil bezeichnet die Band als „Streetrock“. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich Rockmusik mit deutschsprachigen Texten. Auf der Onlineplattform Youtube findet sich nur ein vollständiges Lied: „Unzensiert und laut“. Die Musik erinnert an die der Böhsen Onkelz und von Frei.Wild, der Liedtext ist einfach gestrickt. Es geht um Gemeinschaft, Freundschaft und Zusammenhalt, um „Kameradschaft“ eben. Der Text basiert auf einem simplen „Wir-Ihr-Konstrukt”. Man inszeniert sich als „Tabubrecher” und traut sich, „die Wahrheit“ auszusprechen, ohne jedoch konkret zu werden. Dass dies von den Fans entschlüsselt werden kann, setzt die Band voraus – Identifikation leicht gemacht.

Annäherungen

In der letzten Zeit spielte „Hausverbot“ immer wieder überregionale Konzerte und suchte die Nähe zur Hooligan- und Rechtsrock-Szene. So trat die Band im Januar 2013 auf einer „Westwall Soli-Feier“ in Herzogenrath bei Aachen auf. Westwall Aachen ist eine Hooligangruppe mit Schnittmengen zur extremen Rechten. Auch Sascha Wagner, ehemaliger Funktionsträger der NPD in Rheinland-Pfalz und bekennender Fußballfan von Alemania Aachen, suchte die Nähe zur Band. Wagner ist in der Neonazi-Szene seit über zwei Jahrzehnten fest verankert und veranstaltete selbst eine Vielzahl von Rechtsrock-Konzerten. Eigenen Angaben zufolge besuchte Wagner mehrere Konzerte der Band. Über Soziale Netzwerke wie Facebook stehen Mitglieder der Band mit Wagner in Kontakt. Darüber hinaus näherte sich Hausverbot 2012 gezielt an „Kategorie C“ an. Gemeinsam spielten sie mehrere Konzerte im ganzen Bundesgebiet und im angrenzenden Ausland.

Seitens Hausverbot gab es bisher jedoch keine konkreten Äußerungen zu einer politischen Ausrichtung. In der Öffentlichkeit trat die Band – wenn überhaupt – nur als Coverband von Gruppen wie Böhse Onkelz, Krawallbrüder und 4 Promille auf und inszenierte sich als unpolitisch. Mit dem Wechsel der Mitglieder zu Kategorie C dürfte die vermeintlich unpolitische Wirkung jedoch ein Ende gefunden haben. So finden sich bei Kategorie C immer wieder Verbindungen in die extreme Rechte. Auf zwei ihrer CDs warb die Band für die Kleidungsmarken Thor Steinar und Erik & Sons. 2006 spielte Kategorie C auf einer Demonstration, die die Freilassung des Sängers der Neonazi-Kultband Landser zum Anlass hatte. Hannes Ostendorf, Mitbegründer und Sänger der Band, war einst Teil der Rechtsrock-Band Nahkampf und 1991 an einem Brandanschlag auf eine Bremer Flüchtlingsunterkunft beteiligt. Im Januar dieses Jahres wurde bekannt, dass der Erlös eines KC-Konzertes, das Ende 2012 in den Niederlanden stattgefunden hatte, in extrem rechte Kreise floss und der neonazistischen Gefangenenhilfe zugute kam, die ihn „an die Anwälte der Freunde vom ‘AB Mittelrhein’“ weiterleitete. Mitglieder und Unterstützer des ABM sind derzeit vor dem Landgericht Koblenz wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt.

Fallstricke

Aufgrund dieser unübersehbaren Nähe zur rechten Szene werden Auftritte von Kategorie C immer wieder von kritischer Berichterstattung, Protesten sowie von Repressalien seitens der Behörden begleitet. Im letzten Jahr wurden mehrere KC-Konzerte verboten bezeihungsweise von der Polizei unterbunden. Offenbar bereitet die öffentliche Stigmatisierung als extrem rechte Band und die gleichzeitige Betonung, „unpolitisch“ zu sein, KC nicht unerhebliche Schwierigkeiten, personelle Lücken qualitativ angemessen zu schließen. Und auch mit den Vorbands auf Konzerten scheint es zu hapern, KC scheint große Schwierigkeiten zu haben, überhaupt eine Vorband für ihre Auftritte zu bekommen. Erst kürzlich bot sich für ein KC-Konzert – angekündigt für das westliche Ruhrgebiet – eine bis dato völlig unbekannte und unerfahrene Nachwuchsband aus einem städtischen Jugendzentrum in Ratingen bei Düsseldorf an: Die Pressekönige. Stolz vermeldete die Band, die erst wenige Monate existierte und sich nach einem KC-Song benannt hatte, auf ihrer Facebook-Seite: „Am 8.6 werden wir als Vorband von Kategorie C im Ruhrpott auftreten! Besucht Kc und uns & rockt den Abend mit uns!“ Die Jugendlichen und Heranwachsenden hatten ihre Vorbilder Eigenangaben zufolge einfach angefragt, ob sie mal auftreten dürften. Sie durften, wurden von KC als Vorband angekündigt und wären auch aufgetreten, wenn AntifaschistInnen nicht interveniert hätten. Das städtische Jugendzentrum, dessen Proberaum und Bühne die Pressekönige nutzen, stellte die Bandmitglieder vor die Wahl: Auftritt beim KC-Konzert oder Jugendzentrum. Nach anfänglichen Durchhalteparolen entschieden die Pressekönige letztendlich, ihren Auftritt bei dem KC-Konzert abzusagen. Offenbar hatte sich die Einsicht durchgesetzt, dass sie sich in einer Sackgasse befanden. Es ist nur zu vermuten, dass ein Auftritt auch musikalisch ein völliger Reinfall geworden wäre.

Und was bleibt von „Hausverbot“?

Ob mit dem Wechsel zu Kategorie C das Projekt Hausverbot auf Eis gelegt ist, bleibt unklar. Die Internetseite der Band existiert zwar seit einigen Monaten nicht mehr, jedoch benutzen ihre Mitglieder auch weiterhin das Logo von Hausverbot als Aushängeschild ihrer Profile in Sozialen Netzwerken. Ebenso bleibt abzuwarten, ob die drei Neulinge Einfluss auf die politische Ausrichtung von Kategorie C nehmen. Eigenen Angaben zufolge arbeite man derzeit an einem neuen Album, das vermutlich in naher Zukunft erscheinen wird. Zu Beginn des Jahres veröffentlichte die Band eine „Hausordnung“ für ihre Konzerte. Diese untersagt beispielsweise das Singen des in der Hooliganszene beliebten und zutiefst antisemitischen „U-Bahn-Liedes“ sowie das „Zeigen von verbotenen Zeichen und Symbolen“. Dieser Akt ist jedoch eher als Maßnahme des Selbstschutzes denn als Distanzierung von neonazistischem Gedankengut zu verstehen. So wird sich ausschließlich von verbotenen Gesten und Zeichen, nicht aber von legaler neonazistischer Symbolik distanziert.

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10.04.2013

Jens Büttner

Konservativer Gegenpol

Die „Burschenschaft Germania Halle“ zu Mainz bleibt sich treu

„An der Universität versuchen wir einen konservativen Gegenpol zu den größtenteils links eingestellten Studentenvertretern zu bilden“, so ein Mit­glied der „Burschenschaft Germania Halle zu Mainz“, das sich Thorsten Schul­ze nennt, in einem Interview in einer der letzten Ausgaben der Zeit­schrift Unipress, die vom AStA der Uni Mainz herausgegeben wird. Auch die in Verbindungskreisen verbreitete Verschwörungstheorie von der antikorporierten Medienmacht darf der Burschenschafter hier un­kom­­mentiert verbreiten, wenn auch in etwas ungelenkem Deutsch: „Wir können keine rechtsextremen Tendenzen in unserem Dachverband er­ken­­nen. Die ständige Wiederholung dieser Anschuldigungen \[...\] machen jene nicht ‘wahrer’.“